Bedrohungen, Beschimpfungen: Notorischer Querulant schon wieder vor Gericht
Chemnitz - "Ich bin Systemkritik-Infrastruktur", erklärte Dirk V. (46) am Montag gleich zum Prozessauftakt in Chemnitz - laut, bestimmend, ausschweifend. Für die Justiz ist der 46-Jährige ein alter Bekannter, seit zehn Jahren landet er immer wieder wegen seiner Tiraden vorm Kadi. Diesmal hatte er Polizisten ins Visier genommen.

Sechsmal soll Dirk V. Polizeibeamte per Fax und Telefon beleidigt sowie Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte geleistet haben. Der Saal im Amtsgericht Chemnitz ist kaum zur Ruhe gekommen, da überzieht der Angeklagte die Anwesenden mit einem Redeschwall, in dem Müllabfuhr, Verkehrsrecht und persönliche Anfeindungen wild miteinander verschmelzen.
Sein Auftritt deckt sich mit den Vorwürfen in der Anklage: In einem Fax behauptete er demnach, ein Beamter sei "der Dümmste aus der Klasse gewesen" und habe seine Dienstwaffe "in ein fliehendes Fahrzeug geworfen".
In einem Telefonat soll er gedroht haben, "die Bullen in deren Fahrzeug zu köpfen". Im Juli 2022 soll V. bei einem Platzverweis sogar einen Polizeibeamten verletzt haben.
Der Prozess begann mit Verzögerung - Pflichtverteidiger Martin Kohlmann (47) erschien 20 Minuten zu spät, Grund sei "ein Fehler im neuen elektronischen Kalender".
Kurz vor Verhandlungsende stellte er dann einen Befangenheitsantrag gegen den Richter Thomas Kaiser, unter anderem, weil dieser in einer Formulierung den Eindruck erweckt habe, der Angeklagte habe tatsächlich einen Polizisten "köpfen wollen". So gab es am Montag kein Urteil, sondern eine Extrarunde: Der Prozess wird am 2. Juni fortgesetzt.
Titelfoto: Max Baumberg