Bombendrohungen gegen Jugendamt: Mutter aus Chemnitz vor Gericht

Chemnitz - Mit ihren Anrufen legte sie 2018 regelmäßig die Innenstadt lahm! Sechs Bombendrohungen gegen das Chemnitzer Jugendamt gingen in einem Monat bei der Polizei ein. Fünfmal musste die Behörde im Moritzhof geräumt werden, inklusive Straßensperrungen und Feuerwehreinsätzen. Im letzten Anlauf wurde Christin S. (38) auf frischer Tat ertappt und vorläufig festgenommen. Am Dienstag wurde der dreifachen Mutter am Amtsgericht Chemnitz der Prozess gemacht.

Christin S. (38) bereut ihre Frust-Notrufe.
Christin S. (38) bereut ihre Frust-Notrufe.  © Haertelpress

"Ja, es stimmt, ich habe es gemacht", gab Christin S. kleinlaut zu. Sie habe Angst vor den Entscheidungen bezüglich des Sorgerechts ihrer drei Kinder gehabt. "Ich habe mir nichts dabei gedacht."

Für die Anrufe zwischen Oktober und November 2018 suchte sie verschiedene Telefonzellen auf. Um nicht erkannt zu werden, nutzte sie einen "Voice Changer" (Stimmenverzerrer) auf ihrem Handy. Während der Aufnahme fielen die Worte "Attentat" und "Bomben im Jugendamt".

Die Mutter habe laut einer Gutachterin aus einem "Gefühl der Ohnmacht" gehandelt und leide unter einer anhaltenden posttraumatischen Belastungsstörung.

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Kindheit und Jugend seien alles andere als einfach gewesen. 2013 kam ihre erste Tochter zur Welt, 2017 zwei weitere Kinder.

Durch das Jugendamt wurde ihr wegen "völliger Überforderung" das Sorgerecht entzogen. Behandelnde Ärzte kritisierten allerdings, dass die Behörde teilweise fragwürdige Entscheidungen getroffen habe.

Staatsanwalt: "Sie haben Chemnitz eine Weile in Atem gehalten"

Die Bombendrohungen gegen das Jugendamt im Moritzhof sorgten für ein enormes Polizeiaufgebot und Straßensperrungen in der Innenstadt.
Die Bombendrohungen gegen das Jugendamt im Moritzhof sorgten für ein enormes Polizeiaufgebot und Straßensperrungen in der Innenstadt.  © Uwe Meinhold

Der Staatsanwalt betonte den öffentlichen Schaden: "Sie haben Chemnitz eine Weile in Atem gehalten."

Die Richter verurteilten Christin S. wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung (drei Jahre Bewährungszeit) und 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit.

Die Verwaltung wird sich in weiteren Zivilprozessen um Schadensersatz bemühen müssen. Gefordert werden rund 65.000 Euro!

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58.800 Euro für 1700 Stunden Arbeitsausfall der Jugendamtsmitarbeiter sowie 6000 Euro für Feuerwehreinsätze.

Titelfoto: Uwe Meinhold, haertelpress

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