Chemnitz: Kinderporno-Prozesse gleich doppelt geplatzt

Chemnitz - Im Amtsgericht Chemnitz war am Dienstag eigentlich harter Stoff angesetzt: gleich zwei Prozesse wegen der Verbreitung von Kinderpornografie. Doch statt schwerer Kost gab es für Richter Lukas Molendzki vor allem eines - leere Stühle der Angeklagten.

Am Chemnitzer Amtsgericht sollten zwei Kinderporno-Prozesse stattfinden - beide platzten.
Am Chemnitzer Amtsgericht sollten zwei Kinderporno-Prozesse stattfinden - beide platzten.  © Kristin Schmidt

Im ersten Verfahren sollte sich Julian W. (27) verantworten. Laut Anklage soll er in Chats, unter anderem über den Messenger-Dienst Discord, mindestens 13 Kinderpornos verschickt haben. Zu sehen gewesen seien auf den Aufnahmen Fotos junger Mädchen, eindeutig sexueller Natur.

Brisant: Der 27-Jährige war nach Informationen aus dem Gerichtsumfeld in einem Chemnitzer Verein tätig, der mit Kindern und Jugendlichen arbeitet.

Schon den ersten Versuch, den Fall zu verhandeln, ließ W. platzen.

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Auch diesmal warteten Richter, Staatsanwältin und Verteidiger vergeblich. "Die Polizei konnte ihn nicht aufgreifen und vorführen", stellte Richter Molendzki nüchtern fest. Er zog die Konsequenzen und erließ Haftbefehl.

Auch zweiter Prozess am Chemnitzer Amtsgericht kippte

Rechtsanwalt Knut-Andre Habelt (61) wartete zweimal nacheinander vergebens auf seine Mandanten.
Rechtsanwalt Knut-Andre Habelt (61) wartete zweimal nacheinander vergebens auf seine Mandanten.  © Haertelpress

Kaum war dieser Termin geplatzt, kippte auch schon der nächste Prozess. Angeklagt: Marco S. (36) aus Hohenstein-Ernstthal. Ihm legt die Staatsanwaltschaft zur Last, sieben Dateien mit eindeutigem Inhalt verbreitet zu haben.

Diesmal allerdings gab es eine Erklärung für das Fehlen. Marco S. sitzt derzeit eine zweiwöchige Ersatzfreiheitsstrafe in der JVA Zwickau ab, weil er eine Geldstrafe aus einem anderen Verfahren nicht bezahlt hatte. Davon hatte das Gericht allerdings nichts mitbekommen ...

Kurios: Beide Männer werden vom selben Verteidiger vertreten - dem Chemnitzer Anwalt Knut-André Habelt (61). Der musste am Ende ohne einen einzigen verhandelten Anklagepunkt wieder aus dem Gericht gehen. Sein trockener Kommentar zum Doppel-Ausfall: "Da haben wir ja heute eine gute Trefferquote."

Titelfoto: Kristin Schmidt

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