Chemnitz - Auftakt zu einem Mammut-Prozess im Rotlichtmilieu: Fünf Angeklagte sollen ein bundesweites Bordell-Netz betrieben und vietnamesische Frauen in die Prostitution gedrängt haben. Am Mittwoch begann vor dem Landgericht der Prozess.
Laut Anklage sollen sich die fünf "spätestens Anfang 2023 (vermutlich in Pilsen) zu einer Bande zusammengeschlossen" haben. Die Vietnamesin Thi Ly V. (54) sei die Chefin gewesen, der vietnamesische Tscheche Nam K. (27) ihr Stellvertreter.
Gemeinsam mit Gustav H. (55) sollen sie "die Organisation der Prostitutionsausübung, die Versorgung und das Abkassieren der Frauen übernommen haben".
Die deutschen Mitangeklagten Alfons S. (70) und Maximilian S. (76) sollen Wohnungen angemietet und Schein-Anmeldungen organisiert haben.
Die Masche: Vietnamesische Frauen wurden mit der Aussicht auf "einen normalen Job" angeworben, doch am Ende landeten sie in Wohnbordellen in Chemnitz, Hainichen, Plauen, Dresden, Gera, Nürnberg und Bremen.
Wochenlanger Prozess soll sich bis Februar ziehen
Besonders perfide: Für Flug, Visa und angebliche Organisation wurden laut Staatsanwaltschaft "Reisekosten in Höhe von jeweils 10.000 Euro" verlangt. Diese Summe mussten die Frauen durch Prostitution "abarbeiten".
Zum Prozessauftakt herrschte großes Medieninteresse. Die Staatsanwaltschaft verlas die umfangreiche Anklageschrift, die den fünf Beschuldigten gewerbs- und bandenmäßiges Einschleusen von Ausländern zur Last legt.
Der Prozess zieht sich über Wochen – zehn Fortsetzungstermine bis Februar sind bereits angesetzt. Wie viel die Frauen erlitten haben, wird erst in den kommenden Wochen Thema werden.
Der erste Eindruck: Ein Fall, der tief in ein kriminelles Netzwerk führt und für Chemnitz ein weiterer großer Justizkomplex ist.