CDU-Politikerin wegen "verschollener" Präsentkörbe vor Gericht

Dresden - Kleine Geschenke erhalten bekanntlich die Freundschaft. Doch Daniela Walter (49) soll als Ortsvorsteherin von Schönfeld-Weißig die Präsente für hochbetagte Jubilare unterschlagen haben. Nun sitzt die suspendierte CDU-Politikerin aus dem Hochland vorm Amtsrichter. Sie schweigt. Klar ist: Der finanzielle Schaden ist mit 1964 Euro eher gering, aber der Imageschaden so enorm, wie der Ärger der Verwaltung über das (informierte) Rathaus!

Die angeklagte Ex-Orts-Chefin Daniela Walter (49) verfolgt ihren Prozess derzeit schweigend.
Die angeklagte Ex-Orts-Chefin Daniela Walter (49) verfolgt ihren Prozess derzeit schweigend.  © Franz Maler

Zwischen 2015 und 2017 soll die Orts-Chefin in 55 Fällen Blumensträuße, Präsentkörbe und Geldgeschenke unterschlagen haben, die nie bei den Jubilaren ankamen.

Im Sommer 2015 wurde Verwaltungs-Chef Bernd Mizera (69) von einem enttäuschten 80-jährigen Bewohner angesprochen.

"Ich dachte, es sei ein Versehen", so Mizera, der sofort prüfte und entdeckte, dass Daniela Walter Gelder und Blumensträuße zur Übergabe bekommen hatte. Für drei Jubilare!

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"Ich sprach sie daraufhin an. Blumen und Geld mussten ja irgendwo geblieben sein. Ich dachte wirklich, es liegt ein Missverständnis vor."

Aber Walter bestritt.

Bernd Mizera (69) versuchte, "den Fehler zu finden", bekam keine Hilfe aus dem Rathaus und eine Abfuhr von der Orts-Chefin.
Bernd Mizera (69) versuchte, "den Fehler zu finden", bekam keine Hilfe aus dem Rathaus und eine Abfuhr von der Orts-Chefin.  © Franz Maler

Immer wieder wurde Mizera zurückgewiesen

Mizera schrieb seinem Dienstvorgesetzten, Bürgermeister Detlef Sittel (54, CDU), bat um Hilfe. Und trommelte seine eigenen Mitarbeiter zusammen, um den möglichen Fehler im eigenen Amt zu finden. Doch sie verwahrten sich gegen derlei "Verleumdungen", schrieben ihrerseits an Sittel.

Während das Rathaus über ein Jahr schwieg oder die Schönfelder mit "uns sind die Hände gebunden" abspeiste, schaltete sich im Hochland ein politisches Schwergewicht ein: Hans-Jürgen Behr (74), einst CDU-Mitglied und streitbarer Vorgänger von Daniela Walter.

"Der schrieb mir eine böse Mail, ich würde Frau Walter Unterschlagung unterstellen, um ihr Ansehen zu schädigen", entrüstet sich Mizera beim Richter. "Ich wollte lediglich eine Klärung der Angelegenheit. Das war meine Aufgabe als Verwaltungs-Chef."

Daniela Walter dagegen brachte weder die versprochenen Übergabequittungen bei. Auch das Geld einer Bürgerin, die nach langem Warten entnervt darauf verzichtete, tauchte im Ortsamt nicht mehr auf.

Erst als ein Polizist Ende 2016 von den Ungereimtheiten erfuhr, setzten die Ermittlungen ein ...

Hans-Jürgen Behr (74), einst CDU-Mitglied und lange Chef im Hochland, schaltete sich prompt ein, als seine Nachfolgerin in Bedrängnis geriet.
Hans-Jürgen Behr (74), einst CDU-Mitglied und lange Chef im Hochland, schaltete sich prompt ein, als seine Nachfolgerin in Bedrängnis geriet.  © Steffen Füssel

Opfer der CDU-Politikerin müssen nun gehört werden

Weil die CDU-Politikerin schweigt, müssen nun die Senioren aus dem Hochland gehört werden. Allerdings sind einige Opfer schon verstorben. Andere müssten per Hausbesuch vernommen werden, weil sie nicht mehr reisefähig sind. Wieder andere brauchen Fahrdienste ins Gericht.

Das treibt die Verfahrenskosten in eine immense Höhe und sorgt nur für mehr Unmut in Schönfeld-Weißig.

Müssen doch die hochbetagten Jubilare, schon um ihre Präsente betrogen, jetzt auch in den Zeugenstand.

Stolpert Sittel über seine Parteifreundin?

Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel (54, CDU) wusste von Problemen im Hochland, unternahm aber nichts.
Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel (54, CDU) wusste von Problemen im Hochland, unternahm aber nichts.  © Thomas Türpe

Wurden im Hochland Blumensträuße und Geburtstags-Bargeld veruntreut? Im Prozess macht auch der zuständige Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel (54, CDU) eine ungünstige Figur. Kostet ihn der Skandal die Wiederwahl?

Fakt ist: Im Gericht kam gestern raus, dass Sittel bereits 2015 durch zwei Schreiben unabhängig voneinander über den Fall informiert wurde.

Ermittlungen oder wenigstens offizielle Reaktionen durch ihn sind hingegen nicht bekannt.

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Pikant: Sittel und die angeklagte Orts-Chefin haben das gleiche CDU-Parteibuch ...

Einen Skandal kann Sittel sich nicht leisten. Nächstes Jahr werden die Bürgermeister-Posten neu vergeben. Der 54-Jährige war dabei ohnehin auf der Abschuss-Liste.

Ein Insider: "Seine Chancen haben sich nicht verbessert."

Titelfoto: Franz Maler

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