Brüder wollen zur Buße pilgern gehen: Kinderzimmer-Dealer vor Gericht

Dresden - Dieser Fall war kein Ruhmesblatt für die sächsische Justiz! Schlimm genug, dass es drei Jahre brauchte, eine Anklage gegen zwei Jugendliche, die in Dresden-Johannstadt dealten, zu schreiben. Im Prozess am Amtsgericht Dresden wurden die Brüder auch noch in weiten Teilen freigesprochen und wollen jetzt zur Buße "pilgern" gehen!

Fernando O. (20) will nun mit seinem Bruder pilgern gehen.  © Peter Schulze

Laut Anklage vertickte Felix (23) im Dezember 2022 gut 100 Gramm an einen Abnehmer.

Er instruierte seinen Bruder Fernando (20) am Telefon, das Marihuana aus dem gemeinsamen Kinderzimmer zu holen und zu übergeben. An einer Schule!

Aber: Der Zoll hörte mit. Denn wegen anderer Ermittlungen wurde das Telefon von Felix abgehört.

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Wenig später rückte der Zoll zur Hausdurchsuchung an, fand eine leere Tüte mit der Aufschrift "195 Gramm Moby Dick" und Resten der Marihuana-Sorte sowie ein Butterfly-Messer.

Die Waffe konnte Fernando zugeordnet werden. Aber die Drogen keinem der beiden. Die Tüte wurde nicht mal richtig untersucht. Ob wirklich gut 200 Gramm darin waren, wurde nie ermittelt.

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Felix soll in Kolumbien mehrfach Kokain bestellt haben

Felix (23) wurde vom Vorwurf des Kokain-Handels freigesprochen.  © Peter Schulze

Noch schlimmer: Felix soll zweimal in Kolumbien Kokain bestellt haben. Ein Paket voller Spritzen mit Drogen wurde in Bogota abgefangen. Per Foto wurde der hiesige Zoll informiert, der die Menge "hochrechnete".

Die Erklärung des Fahnders: "Das sind kriminalistische Erfahrungswerte", reicht dem Gericht freilich nicht für einen Schuldspruch. Zudem gingen die Sendungen an Scheinadressen. Genaue Ermittlungen dazu blieben aus.

Fürs Urteil blieben "nur" das verkaufte Marihuana und der Waffenbesitz. Dafür bekamen die Schulabbrecher, die keiner Arbeit nachgehen und bei Mutti leben, die Auflage, 60 Arbeitsstunden abzuleisten.

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Dafür hatte Felix schon eine Idee: "Wir gehen pilgern." Ist zwar keine Arbeit, aber die anwesende Jugendgerichtshilfe hielt das für eine gute Überlegung.

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