Staatsanwalt sicher: Er machte Millionen mit Versandhandel, allerdings illegal!

Dresden - Sein "Geschäftsmodell" war erfolgreich. In drei Jahren erwirtschaftete Alexander P. (36) über zwölf Millionen Euro. Doch: "Exemption", wie sich der russische Buchhalter im Netz nannte, agierte kriminell.

Alexander P. (36), hier neben seiner Verteidigerin Dr. Ines Kilian, soll laut Anklage Chef der international agierenden Cyberbande gewesen sein.
Alexander P. (36), hier neben seiner Verteidigerin Dr. Ines Kilian, soll laut Anklage Chef der international agierenden Cyberbande gewesen sein.  © Holm Helis

Laut Anklage war er der Kopf einer international agierenden Bande, die erst durch die Aktion "Atlantis" des Dresdner Staatsanwalts gestoppt wurde. Jetzt sitzt Alexander P. auf der Anklagebank im Landgericht.

Im Juni 2018 durchsuchten sächsische Fahnder unter anderem in Deutschland, Litauen, Estland, Rumänien, Schweiz und auf Zypern Wohnungen und Büros.

Ziel: Cyberkriminelle aufstöbern, die mit geklauten Kartendaten massenhaft Luxuswaren bei Versandhäusern bestellen, die Lieferungen nach Osteuropa weiterleiten und dort verhökern.

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Das System im Netz hatte laut Ermittlern "Exemption" entwickelt, der so 209 "Mitarbeiter" steuerte, die Finanzen regulierte, durch eigene Entwickler das System ständig "verbesserte" und zur Sicherheit oft die Server wechselte.

Gesamtwert: Über 12 Millionen Euro!

Dimitrij M. (26) soll einer von 209 Bestellern gewesen sein, die im Auftrag des Chefs Waren orderten.
Dimitrij M. (26) soll einer von 209 Bestellern gewesen sein, die im Auftrag des Chefs Waren orderten.  © Holm Helis

Dieser Kopf der Syndikates wurde in Moskau vermutet. Doch Alexander P. urlaubte gerade auf Zypern, wurde verhaftet und ausgeliefert.

Laut Anklage orderten seine Handlanger insgesamt 25.816 Pakete mit moderner Technik, teuren Klamotten, Luxusware für insgesamt 12.323.889 Euro. Dafür entlohnte Alexander P. sie mit elektronischem Geld (Bitcoins) im Wert von 2,3 Millionen Euro.

Einer dieser Mitarbeiter soll der mitangeklagte Dimitrij M. (26) gewesen sein. Der Wirtschaftsinformatiker verdiente sich 90.000 Euro mit der Beschaffung von 785 Paketen mit Waren aller Art.

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Für die LKA-Cybercops war die Razzia ein Erfolg. Sie hatten sich den Fall übernommen, als dazu Anfragen aus Litauen kamen. Es folgten monatelange internationale Ermittlungen.

Sogar das FBI ist inzwischen an den Ergebnissen interessiert. Der Prozess wird fortgesetzt.

Von der Kamera bis zum Autokindersitz. Die Bande bestellte alles mögliche bei Händlern, um die Waren in Osteuropa zu verscherbeln.
Von der Kamera bis zum Autokindersitz. Die Bande bestellte alles mögliche bei Händlern, um die Waren in Osteuropa zu verscherbeln.  © Norbert Neumann
Eigens angeworbenen "Empfänger" nahmen die betrügerischen Bestellungen entgegen, sandten die Pakete nach Osteuropa weiter, wo die Waren verkauft wurde.
Eigens angeworbenen "Empfänger" nahmen die betrügerischen Bestellungen entgegen, sandten die Pakete nach Osteuropa weiter, wo die Waren verkauft wurde.  © imago/Eibner-Pressefoto

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