Feuerteufel vor Gericht: Gutachten attestiert große Defizite beim Angeklagten

Dresden - In Ibanitz (bei Stauchitz) brannte am 20. Juli 2023 eine alte Maschinenhalle lichterloh. Das Gebäude, 250 Ballen Heu und tonnenweise Getreide gingen in Flammen auf. Die Polizei nahm Szymon O. (23) in der Nähe als Tatverdächtigen fest. Am Amtsgericht in Dresden musste der Pole sich am gestrigen Mittwoch wegen Brandstiftung verantworten.

Szymon O. (23) stand wegen Brandstiftung vor Gericht.
Szymon O. (23) stand wegen Brandstiftung vor Gericht.  © Peter Schulze

Der junge Mann wurde in Handschellen aus der U-Haft ins Gericht geführt. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er seine Großeltern und seinen Onkel auf den Besucherplätzen im Saal erblickte.

Gleich zu Beginn der Verhandlung legte Szymon O. ein umfassendes Geständnis ab. Sein Anwalt trug es für ihn vor. Der gebürtige Warschauer spricht kein Deutsch.

Demnach war Szymon O. wenige Wochen vor der Tat im Streit von daheim fortgelaufen. Er schlug sich bis in die Niederlande durch, strandete später in Hannover und ließ sich dort anwerben für einen Job in einem Flaschensortierbetrieb bei Riesa.

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Drei Tage war er da im Einsatz, da geriet er heftig mit seinem tschetschenischen Vorarbeiter in Streit.

Gutachten attestiert dem Angeklagten "mangelnde Impulskontrolle"

Bei dem Großbrand in Ibanitz waren damals Feuerwehren der Gemeinde Stauchitz, Mehltheuer sowie Lommatzsch und Riesa im Einsatz.
Bei dem Großbrand in Ibanitz waren damals Feuerwehren der Gemeinde Stauchitz, Mehltheuer sowie Lommatzsch und Riesa im Einsatz.  © Feuerwehr Riesa

Der Pole rannte fort. Verzweiflung packte ihn, denn er braucht die Arbeit, um vom Lohn Schulden zurückzahlen zu können.

Auf der Suche nach seiner Unterkunft gelangte er zufällig zu dem alten LPG-Gebäude. Mit dem Feuerzeug legte er zwei Brände. Warum? Das kann er nicht mehr erklären.

Im Verlauf der Verhandlung wird ein psychologisches Gutachten vorgetragen. Es attestiert Szymon O. große Defizite, Störungen, Abhängigkeiten und mangelnde Impulskontrolle. In seiner Heimat bezieht er eine Rente, weil er keiner normalen Tätigkeit nachgehen kann.

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Welche Perspektiven bieten sich ihm? Vor dem Richter erklärt sein Onkel, der Bauunternehmer ist, dass er Szymon O. mit Arbeit versorgen wird. Sein Vater soll dabei als Betreuer fungieren.

Weil der Kfz-Mechaniker keine Vorstrafen besitzt, fällt ein mildes Urteil: 1 Jahr und sechs Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung.

Nachdem Szymon O. die Handschellen abgenommen wurden, fiel er seinen Verwandten in die Arme.

Titelfoto: Montage: Feuerwehr Riesa, Peter Schulze

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