Juwelen-Raub im Grünen Gewölbe: Bald ein Remmo weniger auf der Anklagebank? Verwirrung um Spürhunde

Dresden - Der Prozess um die geklauten Juwelen aus dem Grünen Gewölbe. Sitzen in Kürze nur noch fünf Remmos auf der Anklagebank im Hochsicherheitsgericht? Ginge es nach den Verteidigern von Ahmed R. (24), ist es an der Zeit, ihren Mandanten freizusprechen und aus dem Verfahren zu entlassen. "Die Sache ist entscheidungsreif", hieß es am heutigen Dienstag. Wahrlich, flogen bisher alle Indizien gegen Ahmed bisher der Justiz um die Ohren.

Ahmed Remmo (24) könnte schon bald nicht mehr auf der Dresdner Anklagebank sitzen.
Ahmed Remmo (24) könnte schon bald nicht mehr auf der Dresdner Anklagebank sitzen.  © Peter Schulze

Die sechs Mitglieder des Remmo-Clans (24 bis 28) sollen im November 2019 so spektakulär wie dreist aus Vitrinen im Schloss zahlreiche Diamanten und Juwelen aus dem Staatsschatz von August dem Starken geklaut haben. Geschätzter Versicherungswert: rund 113 Millionen Euro.

Seit Januar wird gegen die Männer verhandelt. Auch gegen Ahmed. Wichtigstes Indiz der Ermittler: Spürhunde, sogenannte Mantrailer, hätten den Duft von Ahmed am Schloss erschnüffelt.

Die Verteidiger wetterten von Beginn gegen diesen Beweis. Er sei viel zu untauglich für einen Tatnachweis. Sogar das Landgericht, das über die Fortdauer der U-Haft der Remmos für dieses Verfahren entscheiden musste, hielt das Argument "Spürnase" für so schwach, dass der Haftbefehl gegen Ahmed schon vor Wochen aufgehoben wurde. Wegen der geklauten Juwelen jedenfalls sitzt er nicht hinter Gittern.

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Allerdings sitzt Ahmed dennoch ein. Er verbüßt gerade eine viereinhalbjährige Haftstrafe im Knast. Denn mit seinem Cousin Wissam (25, sitzt auch mit im Gewölbe-Prozess auf der Anklagebank) hatte er im März 2017 aus dem Bode-Museum in Berlin die 100-Kilo-Gold-Münze "Big Maple Leaf" geklaut und wurde dafür bereits verurteilt.

Indiz gegen Ahmed Remmo hinfällig?

Die 100 Kilogramm schwere Goldmünze "Big Maple Leaf" wurde in Berlin geklaut. Deswegen sitzt Ahmed bereits im Knast.
Die 100 Kilogramm schwere Goldmünze "Big Maple Leaf" wurde in Berlin geklaut. Deswegen sitzt Ahmed bereits im Knast.  © Marcel Mettelsiefen/dpa

Nun hörte das Dresdner Gericht jüngst Experten zum Thema Mantrailer an. Und deren Resümee war eindeutig: Die angeblich so ermittelten Spuren haben keinerlei Beweiswert.

Zwar können diese speziell ausgebildeten Hunde bis maximal 48 Stunden nach einem Vorfall Fährten verfolgen. Die Dresdner Kripo aber hatte erst im März 2021 die Bellos an Geruchsproben der Angeklagten schnüffeln und sie am und im Schloss suchen lassen. Mithin 16 Monate nach dem Einbruch.

Vorm Schloss hatte das Wetter alle Spuren verwischt. Im Gebäude war die Duftspurenlage ähnlich schlecht: Hier war ja inzwischen geputzt und wiederhergestellt worden. Außerdem durften wieder Besucher ins Grüne Gewölbe. Dort noch Duftspuren zu erkennen, hielten die Experten eher für utopisch. Überdies erklärte eine Fachfrau im Zeugenstand, dass es sogar fraglich ist, ob das Verhalten der Hunde überhaupt sogenanntes "Anzeigeverhalten" war.

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Ahmeds Verteidiger Andreas Boine nannte diese Art der Beweisführung durch Anklage heute im Prozess "wertlose kriminalistische Esoterik" und "sinnwidrigen Hokuspokus".

Damit wäre auch dieses Haupt-Indiz der Anklage gegen Ahmed R. hinfällig. Die Duftspur löste sich sozusagen in Luft auf. Seine Verteidiger forderten deshalb am Dienstagmorgen im Prozess, das Verfahren gegen ihren Mandanten zu beenden.

Theoretisch geht das. Dann würden künftig nur noch fünf Remmos auf der Anklagebank sitzen. Und Ahmed könnte im Knast Hafterleichterungen bekommen. Die werden ihm derzeit verwehrt, weil er im Strafprozess zu Dresden als Beschuldigter auf der Anklagebank hockt. Nun muss die Dresdner Kammer über diese Anregung entschieden.

Titelfoto: Peter Schulze

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