Kleine Ursache, große Wirkung: Fehlender Buchstabe lässt Dealerin auffliegen
Dresden - Ein vergessenes "E" bringt Kathleen S. (39) vermutlich mehrere Jahre in den Knast: Denn dieser Buchstabe ging auf dem Adressaufkleber eines Drogenpakets an sie verloren. So landete das Päckchen beim offenbar falschen Absender und letztendlich bei der Polizei. Und die fand bei der Hoyerswerdaerin weitaus mehr als erwartet.

Im August gab es in Prohlis wohl einen unberechtigten Satz heiße Ohren: Da kam ein Paket zurück an den Absender. Da nur die Mutter zu Hause war, öffnete sie dieses - Inhalt: 20 Gramm Crystal und Ampullen mit Testosteron.
Der junge Mann hatte zwar geringfügig mit Drogen zu tun, aber nicht mit solchen Mengen. "Wir haben aus der Schule oder Ausbildung mehrere Sachen von ihm mitgenommen", so eine Kriminalhauptkommissarin (40). Die Schriftstücke wurden mit dem Adressaufkleber verglichen. "Es war klar, dass das nicht seine Handschrift war."
Dafür wohnte an der Empfangsadresse tatsächlich eine Kathleen S., nur eben mit einem "E" im Familiennamen weniger. Die Polizei begann, ihr Handy zu überwachen.
Nachdem sie dort auf mehrere Crystal-Deals im kleinen Stil gestoßen war, folgte die Hausdurchsuchung am 17. September.


Zu Mittätern will sie nichts sagen, ihr Handy jedoch schon

"Wir hatten nicht erwartet, dort solche Mengen zu finden", so die Ermittlerin: 460 Gramm Crystal, 993 Ecstasy-Tabletten, 150 Gramm Haschisch, etwas Kokain und jede Menge Zubehör für den Handel. Kathleen S. landete in Untersuchungshaft und am Freitag vor dem Landgericht Dresden.
Dort räumte sie alles ein, was in ihrer Wohnung gefunden wurde, wobei ein Rucksack nicht ihr gehören soll. Auch den Empfang mehrerer Pakete mit teilweise mehreren Hundert Gramm Crystal und Haschisch räumt sie ein. Die habe sie weitergegeben, sich dafür etwas vom Geld und dem Crystal selbst behalten dürfen.
Zu Mittätern will sie nichts sagen, ihr Handy jedoch schon: Dort stießen die Ermittler auf "Signal"-Chatverläufe mit einem Mann, der offen im Bautzner Knast sitzt und sich als "ihr Chef" bezeichnete. Dieser kündigte Pakete an und gab Anweisungen, was Kathleen S. damit machen soll.
Aber zum Drogenhandel im Bautzner Gefängnis läuft derzeit noch ein weiteres Verfahren. Der Prozess in Dresden wird fortgesetzt.
Titelfoto: Fotomontage: Peter Schulze//picture alliance/dpa