Prozess um Abseilaktion auf A4: Sozialstunden für Klima-Hänger!

Dresden - Am zweiten Prozesstag gegen die Klima-Aktivisten André S. (44) und Bernhard B. (28) fiel am heutigen Montag ein Urteil. Beide hatten sich im November 2020 von einer Autobahnbrücke am Dreieck Dresden-West über der A4 abgeseilt, um für eine Verkehrswende zu protestieren. Dadurch verursachten sie einen kilometerlangen Stau samt Vollsperrung.

Aus Protest gegen die Erderwärmung seilten sich im November 2020 zwei Klima-Aktivisten von der sogenannten Podemuser Brücke über der A4 ab. Drei weitere sollen an der Aktion beteiligt gewesen sein.
Aus Protest gegen die Erderwärmung seilten sich im November 2020 zwei Klima-Aktivisten von der sogenannten Podemuser Brücke über der A4 ab. Drei weitere sollen an der Aktion beteiligt gewesen sein.  © Roland Halkasch

Der Prozess-Auftakt wurde zum Lese-Marathon: Die Angeklagten reichten über 30 Änderungen ein, die das Gericht in den Prozess aufnehmen sollte: Anträge zur Rechtmäßigkeit des Protests, Anträge über die Berechtigung von zivilem Ungehorsam usw.

Das Amtsgericht Dresden hörte geduldig zu, ging in die Pause – und gab keinem der Anträge statt.

Filmreif plädierte dann der Verteidiger auf Freispruch, riss die Seiten des Gesetzbuchs aus und warf sie zu Boden: "Wie oft sollen wir wiederholen, dass das eine Versammlung war? Wie oft sollen wir sagen, dass sie rechtswidrig aufgelöst worden ist? Ich verliere meinen Glauben an die Rechtsprechung, wenn hier kein Freispruch erfolgt", so der Verteidiger leidenschaftlich.

In Folge der Protest-Aktion sperrte die Polizei die Autobahn für fünf Stunden. Da die Aktivisten der Aufforderung nicht nachkamen, wieder hochzukommen, wurde sie von einem Spezialkommando nach oben gezogen.
In Folge der Protest-Aktion sperrte die Polizei die Autobahn für fünf Stunden. Da die Aktivisten der Aufforderung nicht nachkamen, wieder hochzukommen, wurde sie von einem Spezialkommando nach oben gezogen.  © Roland Halkasch
Die fünf Klima-Aktivisten im Amtsgericht Dresden.
Die fünf Klima-Aktivisten im Amtsgericht Dresden.  © Peter Schulze

Die drei Beteiligten Marcel S. (23), Lukas G. (28) und Sophia K. (28) wurden dann auch vom Gericht freigesprochen.

Die Aktivisten, die an der Brücke hingen, André S. und Bernhard B., wurden zu je 80 Sozialstunden verurteilt. Sollten sie dem nicht nachkommen, muss André K. 60 Tagessätze zu 15 Euro zahlen, Bernhard B. 10 Tagessätze weniger.

Titelfoto: Roland Halkasch

Mehr zum Thema Gerichtsprozesse Dresden: