Prozessauftakt im Fall Lina E.: Anschläge und Krawalle befürchtet

Leipzig/Dresden - Am Mittwoch beginnt am Oberlandesgericht (OLG) in Dresden der große Staatsschutz-Prozess gegen die Linksextremistin Lina E. und drei weitere mutmaßliche Mitglieder der Leipziger Hammer-Bande. Die Polizei ist in Alarmbereitschaft, denn rund um das Verfahren wird mit Anschlägen auf staatliche Einrichtungen und auch mit Krawallen gerechnet.

Im besonders gesicherten OLG-Gebäude am Dresdner Hammerweg findet das Staatsschutz-Verfahren statt.
Im besonders gesicherten OLG-Gebäude am Dresdner Hammerweg findet das Staatsschutz-Verfahren statt.  © Ove Landgraf

Sie kamen in der Nacht und hatten Feuerlöscher dabei, die mit Bitumen gefüllt waren. Am Dienstag vorige Woche suchten mutmaßliche Unterstützer von Lina E. das Leipziger Amtsgericht heim, besprühten die Fassade mit der klebrigen Masse. Für Sachsens Staatsschützer war das ein "Vorgeschmack" auf das, was in den kommenden Tagen zu erwarten ist.

Man rechne rund um den Prozess mit Angriffen auf Justizgebäude, staatliche Behörden und deren Fuhrparks, erzählt ein Beamter im vertraulichen Gespräch mit TAG24. Die Bestreifung gefährdeter Objekte sei verstärkt, die Videoüberwachung ausgebaut worden. Spezialkräfte stünden in Bereitschaft.

Offiziell angemeldet sind bislang zwei Protestkundgebungen. Am Mittwochmorgen will ein "Solidaritätsbündnis Antifa-Ost" vor dem OLG protestieren. "Da erwarten wir eher die regionale Unterstützer-Szene von Lina E. - vor allem aus Leipzig", sagt der Ermittler.

Bis zu 5000 Linksextremisten in Leipzig erwartet

Brisanter dürfte es am 18. September werden. Deutschlandweit mobilisiert die linksradikale Szene derzeit für eine ab 14 Uhr geplante Protestveranstaltung in Leipzig. Motto: "Wir sind alle LinX".

Man gehe von bis zu 5000 Linksextremisten aus, die nach Leipzig kommen werden, erzählt der Staatsschützer. "Darunter Hunderte gewaltbereite."

Vor allem aus Berlin und Hamburg werden "erlebnisorientierte Autonome" erwartet. Die Berliner Polizei bot den Sachsen bereits Unterstützung an. So werden szenekundige Beamte in Leipzig im Einsatz sein, um etwa bekannte Berliner Gewalttäter schnell identifizieren zu können. Auch die hiesige Bereitschaftspolizei wird aus anderen Bundesländern unterstützt.

Noch diese Woche wird in Leipzig ein Führungsstab zusammentreten, der den Großeinsatz koordinieren soll.

Linksautonome Steinewerfer, wie hier bei einer Demo 2015 in Leipzig, erwartet die Polizei auch bei den Unterstützer-Protesten für Lina E.
Linksautonome Steinewerfer, wie hier bei einer Demo 2015 in Leipzig, erwartet die Polizei auch bei den Unterstützer-Protesten für Lina E.  © Jan Woitas/dpa
In Leipzig gab es bereits mehrere "Free Lina"-Demos. Am Mittwoch findet die nächste vor dem OLG in Dresden und am 18. September eine Kundgebung auf dem Leipziger Johannisplatz statt.
In Leipzig gab es bereits mehrere "Free Lina"-Demos. Am Mittwoch findet die nächste vor dem OLG in Dresden und am 18. September eine Kundgebung auf dem Leipziger Johannisplatz statt.  © Sebastian Willnow/dpa
Studentin Lina E. (26) und drei Mitangeklagten wird der Prozess gemacht.
Studentin Lina E. (26) und drei Mitangeklagten wird der Prozess gemacht.  © RONALD WITTEK/EPA-EFE/Shutterstock

Darum geht's im Prozess gegen Lina E.

Polizisten sichern Spuren am "Bulls's Eye" in Eisenach. Im Dezember 2019 soll Linas Hammer-Bande das Lokal überfallen haben.
Polizisten sichern Spuren am "Bulls's Eye" in Eisenach. Im Dezember 2019 soll Linas Hammer-Bande das Lokal überfallen haben.  © Michael Reichel/dpa

Die beiden Anklagen des Generalbundesanwaltes stützen sich auf Ermittlungen der Soko LinX des sächsischen Landeskriminalamtes.

Demnach sollen Studentin Lina E. (26) und ihre drei Mitangeklagten zu einer kriminellen Vereinigung mit "militanter linksextremistischer Ideologie" gehören, die gewaltsame Übergriffe auf Personen aus der rechten Szene verübt haben soll.

Lina sei dabei nicht nur "Kommandogeberin" gewesen. Sie habe auch ihr Fahrzeug als Fluchtauto zur Verfügung gestellt, kundschaftete Opfer aus, nutzte dabei gar Perücken und attackierte auch selbst körperlich massiv.

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So wird dem Trupp unter anderem der Überfall auf das "Bull's Eye" in Eisenach (Thüringen) vorgeworfen. Die Kneipe gilt als rechter Szenetreff - Inhaber und Gäste wurden seinerzeit verdroschen. In Wurzen und Leipzig-Connewitz gab es Attacken mit Schlagstöcken. In Leipzig-Gohlis soll Lina (gebürtig aus Kassel) an einem Überfall beteiligt gewesen sein, bei dem das Opfer einen Kniescheibenbruch erlitt.

Der Staatsschutzsenat hat vorläufig 28 Prozesstage bis Dezember geplant, weitere bis Ende März 2022 sind schon notiert. Bereits am ersten Verhandlungstag sollen Polizisten, am Donnerstag dann die ersten Opfer gehört werden.

Titelfoto: RONALD WITTEK/EPA-EFE/Shutterstock

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