Prozessauftakt in Dresden: Linksextreme "Hammerbande" wollte Hunderte Nazis verletzen

Dresden - Sie lächeln und winken, doch drohen ihnen heftige Strafen: Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen startete am Dienstag vor dem Dresdener Oberlandesgericht der Prozess gegen Johann G. (32), Paul M. (28), Tobias E. (32), Julian W. (30), Melissa K. (28) und Henry A. (37). Sie sollen als militante, linksextreme Gruppe in wechselnder Zusammensetzung bei mindestens 14 Überfällen 35 mutmaßliche und tatsächliche Rechtsextremisten zum Teil schwerst verletzt haben. Thomas J. (49) soll den Trupp dafür trainiert haben.

Am Dienstag startete der Prozess gegen sieben mutmaßliche Linksextremisten.  © Peter Schulze

Die Bundesanwaltschaft ist sich sicher: Zwischen Ende 2017 und 2018 schlossen sich militante Antifas in und um Leipzig zusammen.

Lina E. (30), bereits zu fünf Jahren und drei Monaten verurteilt, und ihr damaliger Freund Johann G. führten die Gruppe an. Johann G. soll dabei die Trainings für die Angriffe, darunter eines in der Fußballhalle der "BSG Chemie Leipzig" am 3. August 2019, organisiert, Mitglieder rekrutiert und Ziele ausgewählt haben.

Eine Liste von 215 Neonazis, die am 11. Januar 2016 den links geprägten Stadtteil Connewitz in Leipzig überfallen hatten, wollte er laut Anklage abarbeiten. Erstellt habe diese Henry A..

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Der Hammer-Bande wird in Dresden der Prozess gemacht

Johann G. (32) soll die Truppe angeführt haben.  © Peter Schulze

Die Gewaltattacken in Budapest und Dessau sollen darüber hinaus so heftig gewesen sein, dass die Anklage Johann G., Tobias E. und Paul M. versuchten Mord vorwirft.

Auch sollen die drei zusammen mit Julian W. nach einem Angriff in Eisenach auf der Autobahn 4 bei Wommen (Nordhessen) Plastiktüten auf einen verfolgenden Streifenwagen geworfen haben.

Von den Angeklagten äußerte sich bislang keiner, jedoch wurden einige Anträge auf Aussetzung und Einstellung gestellt. Unter anderem, weil Tobias E. in Budapest bereits verurteilt wurde und seine Haft abgesessen hat. Ob das gegen das Verbot der Doppelbestrafung verstößt, muss das Gericht nun entscheiden.

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Der Prozess wird fortgesetzt.

Antifa-Protest vor Gericht und Hausverbot für zwei Klatscher

Vor dem Gerichtsgebäude wurde Freiheit für die Angeklagten gefordert.  © Peter Schulze

Trotz der Abgelegenheit des Gerichtsgebäudes zog der "Antifa Ost"-Protest Demonstranten an. Einige Dutzend zeigten sich vor dem Gericht solidarisch mit den Angeklagten.

Allerdings postierten sich daneben auch zwei Männer mit einem Banner mit der Aufschrift "Versuchter Mord ist kein Aktivismus".

Auch im Gericht verfolgten viele Sympathisanten der linken Szene den Prozess, beklatschten diese beim Eintritt in den Saal. Während der Verhandlung selbst war größtenteils Ruhe.

Nur bei zwei Statements der Verteidiger brandete Applaus auf. Einmal zu viel: Die Sicherheitskräfte erteilten zwei Klatschern dafür prompt ein Hausverbot.

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