Linksextremistin Lina E.: Jetzt geht es auch ihren mutmaßlichen Komplizen an den Kragen
Karlsruhe/Leipzig - Die Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen sieben weitere mutmaßliche Linksextremisten aus dem Umfeld von Lina E. (30) erhoben. Die Liste der Vorwürfe ist lang. Unter den Angeklagten befindet sich auch Johann G., der Verlobte der bereits verurteilten Leipzigerin Lina E.
Alles in Kürze
- Bundesanwaltschaft erhebt Anklage gegen sieben Linksextremisten
- Gruppe soll gewaltsame Angriffe auf Rechtsextremisten verübt haben
- Johann G. unterstellt herausgehobene Stellung in der Gruppierung
- Angeklagte sollen Kampfsport-Techniken erlernt und Angriffe geplant haben
- Acht Überfälle in Thüringen und Sachsen sowie Taten in Budapest angeklagt

Die Bundesanwaltschaft wirft sechs der Beschuldigten die Mitgliedschaft und einem die Unterstützung einer linksextremistischen kriminellen Vereinigung vor.
Laut Anklageschrift soll sich die Gruppe spätestens Ende 2017 oder Anfang 2018 in Leipzig gebildet haben: "Die auch überregional vernetzte Gruppierung verübte über mehrere Jahre hinweg gewaltsame Angriffe gegen Personen, die ihrer Ansicht nach aus der 'rechten Szene' kamen."
Die Aktionen seien in der Regel intensiv vorbereitet worden. So seien etwa die Tagesabläufe und Gewohnheiten der späteren Opfer ausgespäht worden.
Erst im November war Johann G. Zielfahndern des sächsischen LKA in einem Regionalzug in Thüringen ins Netz gegangen. Die Bundesanwaltschaft unterstellt dem 31-Jährigen eine "herausgehobene Stellung" in der von Medien auch als "Hammerbande" titulierten Gruppierung eingenommen zu haben.
Demnach sei er maßgeblich für die Planung und Durchführung von Angriffen zuständig gewesen und soll dafür gezielt Mittäter für einzelne Aktionen angesprochen haben. G. soll in der linksextremistischen Szene gut vernetzt gewesen sein.
Die Gruppe soll ihre Angriffe präzise geplant und vorbereitet haben

Gemeinsam mit Johann G. soll der ebenfalls Angeklagte Paul M. Schulungen organisiert haben, bei denen Mitglieder der Vereinigung und weitere Unterstützer Kampfsport-Techniken erlernten. Bei diesen Trainings sollen zudem Abläufe für ganze Szenarien erprobt worden sein, die später die Grundlage für die Angriffe bildeten. Paul M. soll außerdem Schlagwerkzeuge, Pfefferspray, Sturmhauben und Mobiltelefone der Gruppe verwahrt haben.
Die Bundesanwaltschaft unterstellt den Angeklagten mehrere Angriffe in Thüringen und Sachsen unter wechselnder Beteiligung. So sollen beispielsweise Johann G. und Thomas J. am 19. Oktober 2019 den Inhaber einer Gaststätte in Eisenach überfallen haben, da sie in dem Lokal des Mannes einen Treffpunkt der rechten Szene sahen.
Die Angreifer drangen demnach in die Räumlichkeiten ein, zerstörten Inventar und attackierten den Inhaber mit Schlagstöcken, Pfefferspray und Faustschlägen. In ihrem Schreiben listet die Bundesanwaltschaft insgesamt acht solcher Überfälle auf, die von der Gruppe ausgegangen sein sollen.
Hinzu kommen weitere Taten in Budapest. Dort sollen Johann G. und Paul M. an mehreren Überfällen auf Rechtsextremisten beteiligt gewesen sein, die sich anlässlich des "Tags der Ehre" jedes Jahr in der ungarischen Hauptstadt versammeln.
Die Angeklagten Tobias E., Johann G., Thomas J. und Paul M. befinden sich derzeit in Untersuchungshaft. Henry A., Melissa K. und Julian W. sind auf freiem Fuß, so die Bundesanwaltschaft. Der Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Dresden muss nun entscheiden, ob und wann es zum Prozess kommt.
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