Remmo-Prozess: Ex-Chef vom Grünen Gewölbe im Zeugenstand

Dresden - Er war mehr als ein Vierteljahrhundert der Chef des Grünen Gewölbes. Dirk Syndram (66) hat die Rekonstruktion der historischen Sammlung im Schloss und die Präsentation im neuen Grünen Gewölbe mit konzipiert, aufgebaut, betreut. Kurz: dieser besondere Kunstschatz Sachsens bestimmte sein Historikerleben.

Damit sich der Einbruch im Grünen Gewölbe nicht wiederholen kann, achtete Dirk Syndram (66) sehr auf optimale Sicherheit.
Damit sich der Einbruch im Grünen Gewölbe nicht wiederholen kann, achtete Dirk Syndram (66) sehr auf optimale Sicherheit.  © Peter Schulze

Entsprechend geschockt ist Syndram bis heute über den dreisten Diebstahl der Juwelen. Das machte er auch Zeugenstand im Prozess um den Juwelenraub deutlich.

"Bis zu den Vorfall bin ich davon ausgegangen, dass das Museum absolut sicher ist", sagte Syndram. Bei Gesprächen habe er immer betont, dass "ich optimale Sicherheit haben möchte". Der "Zauber" des Historischen Grünen Gewölbes sei ja gewesen, dass "es keine Trennung zwischen Objekten und Besuchern gab".

Die Juwelengarnituren seien durch ihre Vollständigkeit kunsthistorisch "höchst" wertvoll gewesen, wenngleich heute kaum jemand genau beziffern kann, wie hoch der Wert in Euro zu benennen wäre.

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"August der Starke hat 1719 unter anderem die Rosengarnitur wertschätzen lassen. Allein die war damals schon 1,4 Millionen Taler wert." Und Syndram hatte noch eine Zahl parat, die den Wert der Schmuckstücke erahnen lässt. "Der Sächsische Weiße (der große Diamant, Anm. d. Red.) kostete im Jahr 1729 rund 200.000 Taler. Die Frauenkirche 280.000 Taler."

Der Prozess gegen die Remmo-Familie, die für den Juwelendiebstahl verantwortlich sein soll, wird fortgesetzt.
Der Prozess gegen die Remmo-Familie, die für den Juwelendiebstahl verantwortlich sein soll, wird fortgesetzt.  © Peter Schulze

Dirk Syndram war nach Einbruch im Grünen Gewölbe "erschüttert und deprimiert"

Das ist die Vitrine, aus der die Juwelen im November 2019 geklaut wurden.
Das ist die Vitrine, aus der die Juwelen im November 2019 geklaut wurden.  © Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

Am Morgen des Einbruchs sei er angerufen wurden und informiert worden: "Mein erster Gedanke war, wie sind die durch die Tür gekommen?"

Doch die Täter kamen durchs Fenster. Minuten später fuhr Syndram am Gewölbe vor. "Bis in den Saal durfte ich nicht. Überall war Polizei. Ich stand an der Tür vom Nachbarsaal, habe mir von einer Polizistin beschreiben lassen, wie die Vitrine aussieht, wie groß der Schaden ist. Ich war erschüttert und deprimiert." Erst recht, als ihm dann ein Polizist ein Handyfoto von der Vitrine schoss und Syndram einen ersten Eindruck bekam.

Auf die Frage des Richters, ob mit den übrigen Diamanten aus der Vitrine "kulturhistorisch noch was anzufangen wäre", antwortete der ehemalige Gewölbe-Chef (seit Herbst 2021 in Pension): "Nö."

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Die von den Dieben verschonten Schmuckstücke habe man auch nicht mehr präsentiert: "Wir wollten keine Situation schaffen, wo die Leute zum Taschentuch greifen", sagte Syndram, der zur Sicherheit mit einem Zeugenbeistand im Gericht erschien.

Das Landgericht will am heutigen Dienstag noch Michael John, den Sicherheitschef der Staatlichen Kunstsammlungen hören.

Titelfoto: Peter Schulze

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