Senioren übers Ohr gehauen: Falscher Polizist vor Gericht

Dresden - Nun geht es für Alexander G. (36) um alles. Lange war er mit dem Gesetz nicht in Konflikt geraten. Doch dann zog der Stabsunteroffizier als falscher Polizist quer durch die Bundesrepublik, zockte innerhalb eines Jahres Senioren um 209.900 Euro ab. Auch weil ihm vor dem Dresdner Amtsgericht eine hohe Haftstrafe droht, packte er umfassend aus.

Alexander G. (36) betrog als Polizist "Bauer" Senioren um mehr als 200.000 Euro.
Alexander G. (36) betrog als Polizist "Bauer" Senioren um mehr als 200.000 Euro.  © Peter Schulze

"Nach der ersten Tat war mir bewusst, was ich da tue", räumte er im Prozess ein. "Ich war sehr beschämt, aber der Antrieb war das Geld."

Begonnen hatte die Sache über Telegram: In einer Gruppe des Nachrichtendienstes wurde ein Nebenjob angeboten, Alexander G. meldete sich, kam so in Kontakt mit einem "Dennis" und einer "Christina", zwei angeblich türkischstämmige Geschwister, die in Wuppertal aufgewachsen waren und wieder in der Türkei lebten: "Er sagte mir, ich soll nur Geld abholen. 'Mach dir keinen Kopf, wir kündigen dich an.'"

Die sogenannte Ankündigung übernahmen tatsächlich die Mittäter: Fast immer behaupteten sie, eine rumänische Bande würde die Senioren ausplündern wollen. Mal hätten diese ein Gerät, das Wertgegenstände aufspüren könnte, mal hing auch die Bank mit drin, ein anderes Mal habe die Bande sogar Finger abgesägt, um an den Ehering zu kommen.

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Viel reden brauchte Alexander G. an den Tatorten nicht mehr: "Die Frauen haben mir mit dem Hörer in der Hand die Tür aufgemacht. Ich hatte auch einen Kopfhörer auf." Teilweise fuhr er die Rentnerinnen sogar zur Bank.

Alexander G. wurde verhaftet

14-mal hatte er Erfolg, erschlich sich beispielsweise die 50.000 Euro, die eine Frau für die Haussanierung zurückgelegt hatte. Ein anderes Mal holte eine Seniorin noch 30.000 Euro ihres Sohnes. Von den 209.900 Euro steckte er selbst 72.274 Euro ein, der Rest ging in die Türkei.

Doch schon beim zweiten Fall in Kreischa kam der Dresdner Ermittler Mathias Rosanka (43) an seine Handynummer. Konnten seine Telefonate über Telegram nicht mitgehört werden, registrierte er jedoch seine Fahrten.

Schließlich wurde er verhaftet und räumte umgehend alle Taten ein. Die Staatsanwaltschaft forderte drei Jahre und zehn Monate Haft für den jungen Familienvater, die Verteidigerin hofft auf eine Bewährungsstrafe von unter zwei Jahren. Urteil folgt.

Titelfoto: Peter Schulze

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