Spionage-Prozess um Krah-Mitarbeiter: Angeklagter schweigt, Verbündete streitet alles ab
Dresden - Auftakt im wohl größten Prozess des Jahres: Jian G. (44), Ex-Mitarbeiter von Maximilian Krah (48, AfD), soll jahrzehntelang für China spioniert haben. Mit auf der Anklagebank: Jaqi X. (39). Sie habe ihm dabei sensibelste Daten über geheime Waffenlieferungen in alle Welt zugearbeitet. Doch ist Jian tatsächlich "007" - oder lediglich Agent "08/15"?

"Dieser Fall ist, was China angeht, ohne Vergleich in Deutschland", sagte Bundesanwalt Stephan Morweiser.
22 Jahre lang hat Jian in Dresden, Leipzig "und anderenorts [...] für den Geheimdienst einer fremden Macht" spioniert, heißt es in der Anklageschrift, die TAG24 vorliegt.
Mehr als 500 teils sensible EU-Dokumente, oft Dutzende Seiten lang, sensible Daten und Strukturen von AfD-Köpfen und der China-Opposition im Exil habe er über Laptops und auf USB-Sticks an Offiziere und Unbekannte der China-Stasi durchgestochen.
Von ihm instruiert, sammelte die Mitangeklagte Jaqi Infos vom Flughafen Leipzig/Halle, vor allem "zum Transport von Militärfahrzeugen, Truppen und Kampfdrohnen für die Bundeswehr und nach Israel", hieß es.
Über die Firma "PortGround" kam sie an Infos, wie viel woher, wohin und mit wem verschickt wurde. Davon schoss sie Fotos, schickte sie Jian via "Telegram"-Messenger, wo sich Nachrichten automatisch löschen. Den beiden drohen zehn und fünf Jahre Haft.


Mitangeklagte Komplizin soll Daten von Flughafen geliefert haben

Der mit Maske und DM-Beutel angereiste Jian schwieg zu den Vorwürfen. Sein Anwalt Hansjörg Elbs bezeichnete ihn als fleißigen Mitarbeiter Krahs, in dessen Parlamentsbüro er arbeitete.
"Es wird sich zeigen, ob Jian 007 oder lediglich Agent 08/15 war." Ausführlich vernehmen ließ sich hingegen Jaqi.
Ihre Verteidigerin Ricarda Dornbach beteuerte zunächst, Jaqi hätte kein großes Interesse an Politik. Trotz Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei Chinas.
Und auch sonst verstrickte sie sich in allerlei Widersprüche: Jaqi will Jian zum Beispiel nur aus Sorge zugearbeitet haben, der Israel-Krieg würde sich auch auf Deutschland ausweiten. Doch der begann erst Monate nach den ersten Übertragungen. Allesamt gepaart mit langen Atempausen und säuselnder Stimme. Ein Schelm, wer eine Masche vermutet ...


"Wir würden Ihnen gern glauben. Aber es fällt mir schwer", sagt Morweiser zum Schluss. Der Prozess im abgeschirmten Hochsicherheitssaal des Oberlandesgerichts geht am Mittwoch weiter.
Erstmeldung: 8.59 Uhr; letzte Aktualisierung: 19.06 Uhr
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