Ehefrau mit 60 Messerstichen getötet: Brutaler Mord oder Totschlag im Affekt?

Von Sabine Maurer

Frankfurt am Main - Im Prozess gegen einen Mann, der im Sommer 2023 seine Ehefrau mit 60 Messerstichen und -schnitten getötet haben soll, hat sein Rechtsanwalt eine Verurteilung wegen Totschlags gefordert.

Der Angeklagte (53) hatte nach der Tat selbst die Polizei verständigt und am Tatort auf die Polizisten gewartet.  © 123RF/majestix77

Es lägen keine Mordmerkmale vor, es sei eine Tat im Affekt gewesen, sagte er im Frankfurter Landgericht.

Der heute 53-jährige Mann sei am Tattag nur in das Haus gegangen, um seinen kleinen Sohn zu sehen, den er über alles liebe. Dort sei es zu einer "emotionalen Auseinandersetzung" mit der 40-jährigen Frau gekommen. Sein Mandant sei "in höchster Erregung" gewesen, daraufhin sei es zu der Tat gekommen. Einen Antrag auf eine Haftdauer stellte er nicht.

In seinem letzten Wort spracht der Angeklagte von einem "Wutausbruch", er habe die Frau nicht absichtlich getötet. "Ich bitte um Gnade." Das Urteil soll am 28. Mai verkündet werden.

Gerichtsprozesse Frankfurt am Main Frau sexuell belästigt und mit Bierflasche schwer verletzt: 32-Jähriger vor Gericht

Die Staatsanwältin hatte dagegen in ihrem Plädoyer am Mittwoch eine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes beantragt. Es lägen die Mordmerkmale Heimtücke und niedrige Beweggründe vor, sagte sie.

Der Deutsch-Iraner und die gebürtige Lettin waren 20 Jahre lang verheiratet gewesen, sie lebten mit ihren Söhnen in Frankfurt. Bereits kurz nach der Hochzeit soll der Mann das erste Mal seiner Frau gegenüber handgreiflich geworden sein, später soll er auch seine Söhne geschlagen haben.

Anzeige

"Ich kann dich auch töten", soll der Angeklagte seiner Frau gedroht haben

Das Urteil vor dem Frankfurter Landgericht soll am 28. Mai verkündet werden.  © Arne Dedert/dpa

Im Dezember 2022 brachte die Frau den dritten gemeinsamen Sohn zur Welt. Im Frühjahr 2023 soll ihr Mann versucht haben, sie zu vergewaltigen, und dabei laut Anklage gedroht haben: "Schlagen ist noch gar nichts. Ich kann dich auch töten."

Die von einem Sohn alarmierte Polizei schickte ihn aus dem Haus, er durfte sich weder der Frau noch dem gemeinsamen Haus in Frankfurt nähern.

Trotzdem soll er ihr am 3. Juli 2023, dem Tattag, zunächst am Morgen in einem Park aufgelauert haben und weggelaufen sein, als ein Zeuge einschritt. Später soll er einem seiner Söhne heimlich den Hausschlüssel weggenommen haben und damit in das Haus eingedrungen sein, in dem sich die Frau mit dem schlafenden Baby befand.

Gerichtsprozesse Frankfurt am Main Schlimme Missbrauchs-Vorwürfe: Anklage gegen Jugend-Fußballtrainer

Er soll mit zwei Küchenmessern mehr als eine Minute lang auf sie eingestochen haben. Die Frau starb noch am Tatort, dem Schlafzimmer. Anschließend alarmierte der Mann selbst die Polizei und wartete mit dem Baby im Arm auf die Beamten.

Mehr zum Thema Gerichtsprozesse Frankfurt am Main: