Block-Prozess: Gericht spielt verstörende Aufnahmen von der Entführung ab

Von Bernhard Sprengel, Stephanie Lettgen

Hamburg - Schreie und Wimmern eines Kindes, schweres Atmen und Männerstimmen: Im Prozess um die Entführung zweier Block-Kinder hat das Landgericht Hamburg Aufzeichnungen eines Alarmknopfes abgespielt. Diesen trug der Sohn von Christina Block bei der Entführung in der Silvesternacht 2023/2024 und hatte ihn aktiviert.

Christina Block (52) steht wegen mutmaßlicher Kindesentführung in Hamburg vor Gericht.  © Marcus Brandt/Pool dpa/dpa

Als die neun Audiodateien am 22. Verhandlungstag insgesamt eine halbe Stunde lang abgespielt werden, ist es ganz still im Gerichtssaal.

Die Angeklagte Christina Block (52) und ihr Ex-Mann Stephan Hensel (51), die seit Jahren einen erbitterten Sorgerechtsstreit führen, hören mit gesenktem Kopf und offensichtlich großer Betroffenheit zu.

Die Worte ihres damals zehnjährigen Sohnes sind auf den Aufnahmen nur schwer zu verstehen, aber die Angst des Kindes ist spürbar.

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Die Männer sprechen meist in einer fremden Sprache. Einmal ist zu hören, wie einer von ihnen sagt: "Back home to mama." Jemand berichtet später auf Deutsch mit Akzent: "Wir gehen zu deiner Mama." Eine Stimme ruft "No!" (Nein). Im Hintergrund sind mehrfach Knallgeräusche zu hören.

Während des Feuerwerks hatten laut Anklage Mitarbeiter einer israelischen Sicherheitsfirma den Vater in der Nähe seines Hauses in Süddänemark überwältigt und waren mit dem Jungen und dem Mädchen (13) bis kurz vor die dänisch-deutsche Grenze gefahren. Dann gingen sie zu Fuß durch einen Wald auf die deutsche Seite. Einer der sieben Angeklagten, ein in Untersuchungshaft sitzender Israeli (36), hat das Tatgeschehen umfangreich gestanden.

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Hat Christina Block den Auftrag zur Kindesentführung erteilt?

Bei den Aufnahmen ging es um die Sylversternacht, in denen die Kinder vom Vater Christian Hensel (r) entführt worden waren.  © Marcus Brandt/Pool dpa/dpa

Als die Audiodateien verstummen und die Richterin eine kurze Pause festlegt, schlägt Block die Hände vor ihr Gesicht.

Ihr Lebensgefährte, der Ex-Sportmoderator Gerhard Delling (66), setzt sich zu ihr. Anschließend sagt Blocks Verteidiger Ingo Bott: "Das sind erschütternde Aufnahmen."

Er nehme seine Mandantin auch sehr erschüttert wahr. Keine Mutter würde so etwas für ihre Kinder wollen.

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Die Unternehmerin Block ist gemeinsam mit sechs weiteren Beschuldigten wegen Kindesentziehung angeklagt.

Sie soll den Auftrag erteilt haben, zwei ihrer vier Kinder aus der Obhut ihres Ex-Manns in Dänemark zu entführen. Die 52-Jährige bestreitet das. Auch Delling, dem Beihilfe vorgeworfen wird, betont, nichts Unrechtes getan zu haben.

Auch der geständige israelische Angeklagte zeigte sich von den Audiodateien betroffen. Er habe seine Stimme erkannt, die auf Hebräisch "Langsam, langsam!" gesagt habe. Er und die Mittäter hätten die Kinder zu beruhigen versucht, in dem sie ihnen sagten, dass sie zu ihrer Mama zurückgebracht werden.

"Ich dachte, dass die Kinder sehr froh sein würden, dass wir sie zurückbringen, aber das war nicht der Fall", sagte der 36-Jährige nach den Worten eines Dolmetschers. Der Israeli bekräftigte seinen Appell an die Eltern, ihren Streit um die Kinder zu beenden.

Erstmeldung um 10.45 Uhr, aktualisiert um 17.02 Uhr.

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