2,3 Tonnen Kokain in Spargeldosen aus Peru geschmuggelt: Angeklagte schweigen

Hamburg/Köln – Seit vergangenem Mittwoch müssen sich zwei Männer wegen gemeinschaftlicher unerlaubter Einfuhr und unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge vor dem Hamburger Landgericht verantworten. Nachdem zunächst nur die Anklage verlesen wurde, wurde der Prozess am heutigen Dienstag fortgesetzt.

Einer der beiden Angeklagten sitzt vor Beginn des Prozesstages am Dienstag neben seinem Anwalt.
Einer der beiden Angeklagten sitzt vor Beginn des Prozesstages am Dienstag neben seinem Anwalt.  © Christian Charisius/dpa

Den beiden Männern wird Drogenschmuggel im großen Stil vorgeworfen. Der 58-jährige Betreiber eines Importunternehmens für Obst und Gemüse am Großmarkt in Köln und sein 59-jähriger Angestellter sollen 2022 insgesamt 2,3 Tonnen Kokain versteckt in Spargeldosen aus Peru nach Hamburg geschmuggelt haben.

Als Zeugin war eine Kriminalhauptkommissarin des Bundeskriminalamts (BKA) geladen. Die 54-Jährige ist Teil des Ermittlungsteams, welches am 31. August 2022 in Kooperation mit den Hamburger Zollbehörden am Containerterminal Altenwerder das Kokain sicherstellte.

Ein Teil des Rauschgiftes tauschten die Beamten, die schon ab der Bestellung des Spargels in Peru den mutmaßlichen Drogenhändlern auf der Spur waren, gegen Ersatzstoffe aus, welche Anfang September 2022 durch einen verdeckten Ermittler in die Firma des 58-Jährigen gebracht wurden.

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Anschließend sollten die Paletten mit dem Dosenspargel in Anwesenheit der beiden Angeklagten auf einen Laster geladen und zu einer Abnehmer-Firma in die Niederlande gebracht werden. Zuvor kam es jedoch zur Verhaftung des 58-Jährigen. Kurz darauf wurde auch sein Komplize festgenommen.

Beide Männer sitzen seitdem in U-Haft.

Importiert wurden hauptsächlich Bananen und Ananas aus Südamerika

Einer der beiden Angeklagten sitzt vor Beginn des Prozesstages am Dienstag neben seinen Anwälten.
Einer der beiden Angeklagten sitzt vor Beginn des Prozesstages am Dienstag neben seinen Anwälten.  © Christian Charisius/dpa

Nach Angaben der BKA-Beamtin ist das Importunternehmen 2020 von dem Bruder des Angeklagten (58) gegründet worden, im März 2022 habe dann der ehemalige Angestellte (59) 70 Prozent der Firmenanteile übernommen.

Dieser war es auch, der als Hauptansprechpartner für die "DHL FoodLogistics", die die Zollangelegenheiten am Hamburger Hafen für die Kölner Firma übernahmen, auffiel. Das gehe aus dem E-Mail-Verkehr hervor, den die Zeugin im Rahmen ihrer Ermittlungen auswertete.

Die Mail-Anfragen der Kölner Firma an Lebensmittelhändler in Südamerika seien immer nach demselben Muster formuliert worden: Die Firma sei ein in Köln ansässiges Importunternehmen für exotische Früchte und interessiere sich für langfristige Geschäftsmodelle.

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Die Auswertungen der BKA-Beamtin hätten ebenfalls ergeben, dass in den zwei Jahren 15 Unternehmern in Südamerika angefragt wurden, neun verschiedene Lieferanten aus Peru, Panama, Ecuador, Kolumbien, Costa Rica und der Dominikanische Republik ließen sich auf die Firma des Angeklagten (59) ein.

Importiert wurden hauptsächlich Bananen und Ananas. Auffällig sei gewesen, dass die gelieferte Ware oft von minderwertiger Qualität gewesen sei. Das gehe ebenfalls aus Beschwerde-Mails der zwei Abnehmer-Firmen in den Niederlanden hervor. Auch seien die Zahlungen nicht immer nachvollziehbar gewesen. Mal hätte die Kölner Firma zu viel, mal zu wenig oder gar nicht gezahlt.

Zudem variiere die Anzahl der Container auf dem Papier und die der realen Lieferung. Bei der besagten Spargellieferung 2022 seien zum Beispiel nur zwei Container aufgelistet gewesen, einer im Juni und einer im August.

Tatsächlich kamen bei der zweiten Lieferung drei im Hamburger Hafen an. In diesen fanden die Ermittler dann auch das Kokain.

Die beiden Angeklagten schweigen

Es ist nicht das erste Mal, dass die Kölner Firma ins Visier der Ermittler geriet. Im Januar 2022 soll diese bereits in einen Kokain-Fund in Antwerpen verwickelt gewesen sein. Im Dach eines Bananencontainers aus Ecuador entdeckte der Zoll 173 Kilo Kokain, so die Zeugin am Dienstag. Dieser Fall ist allerdings nicht Teil der Anklage.

Bereits am Mittwoch ließen die beiden Männer über ihre Anwälte verlauten, dass sie sich nicht zu den Vorwürfen äußern werden. Den Antrag der Verteidigung, den Prozess wegen erst kurzfristig zur Verfügung gestellter Akten auszusetzen und die Haftbefehle aufzuheben, lehnte das Gericht am Dienstag ab.

Noch bis Ende Juni sind 23 weitere Prozess-Termine angesetzt.

Titelfoto: Christian Charisius/dpa

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