Mord-Prozess: Krankenpfleger vergiftete mehrere Frauen mit Thallium, darunter eine Schwangere

Köln - Er soll seine Opfer mit dem Schwermetall Thallium vergiftet haben: Vor dem Kölner Landgericht beginnt am Montag ein Prozess gegen einen Angeklagten (42) wegen zweifachen Mordes, Mordversuchs und versuchten Schwangerschaftsabbruchs.

Das früher als Rattengift eingesetzte Mittel ruft unter anderem Organschäden oder Blutungen im Magen-Darm-Trakt hervor.
Das früher als Rattengift eingesetzte Mittel ruft unter anderem Organschäden oder Blutungen im Magen-Darm-Trakt hervor.  © picture alliance / dpa

Der 42-Jährige aus Hürth soll drei Frauen die toxische Substanz verabreicht haben - zwei von ihnen starben qualvoll.

Laut Anklage hatte der Krankenpfleger in den Jahren 2020 und 2021 seine Ehefrau, seine schwangere Lebensgefährtin und deren Großmutter mit Thallium vergiftet.

Das früher als Rattengift eingesetzte Mittel ruft unter anderem Herzrasen, Krämpfe, Organschäden oder Blutungen im Magen-Darm-Trakt hervor.

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Nur die damals 36 Jahre alte Lebensgefährtin überlebte: Nachdem sie wochenlang unter Symptomen gelitten hatte, wurde in ihrem Blut letztlich Thallium nachgewiesen, sodass sie ein Gegenmittel erhalten konnte.

Das Baby der Frau kam zunächst lebend zur Welt, starb jedoch vor wenigen Monaten. Ob der Tod des Säuglings auf die Vergiftung zurückzuführen ist, werde derzeit noch untersucht, sagte ein Gerichtssprecher.

Doch auch wenn sich dies bestätigen sollte, bliebe es hier bei dem Vorwurf "versuchter Schwangerschaftsabbruch", weil es sich zum Tatzeitpunkt juristisch gesehen noch nicht um einen Menschen, sondern um einen Fötus handelte.

Motiv für die Thallium-Taten ist unklar

Der Prozess gegen den 42-Jährigen findet vor dem Kölner Landgericht statt.
Der Prozess gegen den 42-Jährigen findet vor dem Kölner Landgericht statt.  © Thomas Banneyer/dpa

Die Ermittlungen gegen den Angeklagten waren im vergangenen November ins Rollen gekommen, nachdem die Thallium-Vergiftung bei der 36-Jährigen entdeckt worden war. Die Mutter der Frau erstattete damals Anzeige.

Im Zuge der Ermittlungen ergab sich der Verdacht, dass auch der Tod der Großmutter der 36-Jährigen im April 2020 auf Thallium zurückzuführen sein könnte. Die Leiche der 92-Jährigen wurde exhumiert und obduziert.

Des Weiteren stellte sich heraus, dass die einstige Ehefrau des Mannes im Mai 2020 wohl ebenfalls an einer Thallium-Vergiftung gestorben war.

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Das Motiv für die Taten ist unklar. Die Staatsanwaltschaft nimmt als Mordmerkmale Heimtücke und Grausamkeit an.

Der Verteidiger des Angeklagten wollte sich im Vorfeld des Prozesses nicht zu den Vorwürfen äußern. "Mein Mandant wird sich in der Hauptverhandlung schweigend verteidigen", sagte er.

Für den Prozess hat das Kölner Landgericht 22 Verhandlungstage bis Ende Januar 2023 angesetzt.

Titelfoto: picture alliance / dpa

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