Brandserie in Schkeuditz: Ex-Feuerwehrmann (35) als Feuerteufel vor Gericht

Leipzig - Eine ungeheuerliche Brandserie versetzte im vergangenen Jahr die Menschen in der nordsächsischen Flughafen-Stadt Schkeuditz in Angst und Schrecken. Seit dem heutigen Freitag steht der mutmaßliche Feuerteufel vor Gericht - es ist ein ehemaliger Feuerwehrmann.

Will sich "schweigend" verteidigen: Ex-Feuerwehrmann Kevin P. (35).
Will sich "schweigend" verteidigen: Ex-Feuerwehrmann Kevin P. (35).  © Ralf Seegers

Es begann im Juli mit Bränden in leerstehenden Rekohäusern. Dann gingen plötzlich Müll- und Altkleidercontainer in Flammen auf. Später erstreckte sich die Brandserie auf Gartenlauben und Hunderte Heuballen, die auf einer Koppel lagerten.

Anfang November fackelte dann das erste Auto ab - ein auf der Bahnhofstraße geparkter Mercedes SLK 350, der Totalschaden erlitt.

Drei Fahrzeugbrände später ging der mutmaßliche Feuerteufel den Ermittlern endlich ins Netz.

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Am Mühlberg hatte er gerade brennenden Kohleanzünder auf das Vorderrad eines VW Polo gelegt. Polizisten, die offenbar auf der Lauer lagen, konnten das Feuer schnell löschen. In einem vom Tatort davonfahrenden Skoda wurde Minuten später der Verdächtige hinterm Steuer hervorgeholt.

Zur großen Verwunderung vieler Schkeuditzer war es der in der Stadt bekannte Kevin P. (35), der bis vor kurzem noch selbst aktiver Feuerwehrmann war. Seine zur Tatzeit schwangere Ehefrau war bis zum Mutterschutz sogar Truppführerin der Wehr.

Diese Laube im Schkeuditzer Ortsteil Kleinliebenau fackelte am 24. September ab.
Diese Laube im Schkeuditzer Ortsteil Kleinliebenau fackelte am 24. September ab.  © Michael Strohmeyer
Auch diese Scheune, die Anfang September in Schutt und Asche fiel, soll durch Brandstiftung zerstört worden sein.
Auch diese Scheune, die Anfang September in Schutt und Asche fiel, soll durch Brandstiftung zerstört worden sein.  © Michael Strohmeyer

Einst ausgezeichnet, sitzt der Feuerwehrmann nach wie vor in U-Haft

Einst wurde der 35-Jährige für sein Engagement ausgezeichnet.
Einst wurde der 35-Jährige für sein Engagement ausgezeichnet.  © Michael Strohmeyer

Warum der als Lagerlogistiger arbeitende Angeklagte kurz vor der Brandserie die Feuerwehr verließ oder verlassen musste, dazu wollte die Wehrleitung bislang keine Angaben machen.

Von den über 15 Bränden hat die Staatsanwaltschaft 12 in einer Anklage zusammengefasst. Die Ermittler sind sich sicher, dass die Beweislage in diesen Fällen ausreicht, um Kevin P. als Täter zu überführen.

Der bis heute wegen Wiederholungsgefahr in U-Haft sitzende Beschuldigte hat sich selbst weder im Ermittlungsverfahren geäußert, noch will er im Prozess Angaben machen, wie sein Verteidiger am Freitag erklärte.

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Mit hochrotem Kopf verfolgte der einst für sein herausragendes Engagement als Feuerwehrmann ausgezeichnete Angeklagte die Verhandlung.

Der bis Juli terminierte Prozess wird mit Zeugenvernehmungen fortgesetzt.

Titelfoto: Bildmontage: Ralf Seegers, Michael Strohmeyer

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