Frau stundenlang vergewaltigt, doch der Täter muss nicht in den Knast

Leipzig - Es ist der Albtraum einer jeden Frau: wehrlos in der Gewalt eines Sexualverbrechers. Ausgerechnet am Sitz des Arbeitskreises Sexualpädagogik und Sexuelle Bildung des Leipziger Gesundheitsamtes hat sich ein solcher Fall ereignet. Anderthalb Stunden verging sich dort ein brutaler Vergewaltiger an einer Frau. Ins Gefängnis muss er nicht.

Steht seit Montag vor Gericht: der mutmaßliche Vergewaltiger Alex E. (27).  © Ralf Seegers

Er ist groß, kräftig und hat einen stechenden Blick: Als Alex E. (27) von seinen drei Bewachern in den Gerichtssaal geführt wird, verströmt er eine wahrlich angsteinflößende Atmosphäre.

In diese Augen blickte am frühen Morgen des 10. Dezember vorigen Jahres eine 35-jährige Frau. Sie war auf dem Weg zur Arbeit. Als sie gegen 5.45 Uhr das "Forum am Mariannenpark" betrat, das Amtssitz des Leipziger Gesundheitsamtes und des Arbeitskreises Sexualpädagogik ist, folgte ihr ein großer Schatten.

In der zweiten Etage wurde die arglose Frau plötzlich von hinten gepackt, von zwei starken Armen in ein leer stehendes Zimmer gezogen und dort zu Boden geworfen.

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Laut Anklage war Alex E. der Frau gefolgt, um sie zu vergewaltigen. Ihre Gegenwehr erstickte er mit seinen Pranken, die er um ihren Hals legte und zudrückte, bis sie keine Luft mehr bekam.

Als die Gegenwehr gebrochen war, entkleidete Alex E. sich und das Opfer. Danach begann für die Frau ein anderthalbstündiges Martyrium. Gleich mehrfach wurde sie gewaltsam vergewaltigt. Bis heute ist das Opfer schwer traumatisiert.

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Experte diagnostizierte paranoide Schizophrenie bei Alex E.

Der Tatort: das "Forum am Mariannenpark" ist Sitz des Leipziger Gesundheitsamtes. In der zweiten Etage geschah der brutale Übergriff.  © Ralf Seegers

Am Tag darauf soll der Sex-Gangster abends eine Studentin am Augustusplatz gekidnappt haben. Er zerrte die Frau in die Fahrradgarage der Universität. Ihr Glück war, dass Kommilitonen auf die Situation aufmerksam wurden und das Opfer befreien konnten, bevor es zu einem sexuellen Übergriff kam.

Polizei und Justiz halten Alex E., der anhand seiner Sperma-Spuren und von Bildern aus Überwachungskameras überführt wurde, für einen hochgefährlichen Mann. Ins Gefängnis muss er dennoch nicht.

Einem Psychiater hatte der einstige Förderschüler erzählt, dass ihm seit Jahren Stimmen im Kopf - die er seine "besten Freunde" nannte - sein Verhalten vorgeben würden.

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Der Experte diagnostizierte daraufhin eine paranoide Schizophrenie. Im aktuellen Verfahren geht es folglich darum, ob Alex E. dauerhaft in der geschlossenen Psychiatrie untergebracht werden muss oder mit medikamentöser Unterstützung wieder auf freien Fuß kommen kann.

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