Tödlicher Messerangriff auf Leipziger Eisenbahnstraße: "Hier sollte etwas vertuscht werden"

Leipzig - Ein Mann wird auf der Eisenbahnstraße mit einem Messer angegriffen und erliegt Monate später seinen Verletzungen - am Mittwoch hat am Landgericht Leipzig der Prozess wegen Totschlags gegen Kemal A. (42) begonnen. Doch was genau ist in der Tatnacht passiert? Die Verteidigung spricht von Notwehr - und einer Vertuschung.

Kemal A. (42) steht seit Mittwoch wegen Totschlag vor dem Leipziger Landgericht.
Kemal A. (42) steht seit Mittwoch wegen Totschlag vor dem Leipziger Landgericht.  © EHL Media/Erik-Holm Langhof

Zu der blutigen Attacke kam es in der Nacht auf den 29. Juni im vergangenen Jahr, laut Anklage um 0.58 Uhr auf Höhe des Eingangs der Hausnummer 96. Demnach soll Kemal A. dem Opfer (48) mit einem Messer mit 8,5 Zentimeter langer Klinge in Rücken und Kopf gestochen und dabei auch eine Schlagader getroffen haben. "Er wollte ihn verletzen", so Staatsanwalt Moritz Diekmann.

Das Opfer habe sich erst in einen Hinterhof, dann wieder auf die Eisenbahnstraße geschleppt und dort schließlich das Bewusstsein verloren. Der libysche Staatsbürger sei noch vor Ort von einem Notarzt behandelt und dann in die Uniklinik gebracht worden. Doch das Opfer habe unter anderem mehrere Schlaganfälle erlitten und sei ins Koma gefallen. Ohne sein Bewusstsein wiederzuerlangen sei der Mann am 17. Dezember gestorben.

Verteidigerin Antonia von der Behrens erklärte: Ihr Mandat habe sich einen Tag nach dem Vorfall freiwillig bei der Polizei gestellt. Der türkische Staatsbürger sei nicht geflohen und habe sich nicht in die Türkei abgesetzt. Die Ermittler hätten zu diesem Zeitpunkt noch keine Hinweise gehabt.

Blutige Messerattacke: Verteidigung spricht von schwieriger Aufklärung

Der Tatort auf der Eisenbahnstraße wurde nach der blutigen Messerattacke von Ermittlern abgesperrt.
Der Tatort auf der Eisenbahnstraße wurde nach der blutigen Messerattacke von Ermittlern abgesperrt.  © EHL Media/Erik-Holm Langhof

Der Angeklagte habe in Notwehr gehandelt, so die Verteidigung.

Die Staatsanwaltschaft habe aus Sicht der Verteidigung Probleme bei der Aufklärung des Falls - so sei die Eisenbahnstraße in der warmen Sommernacht zwar voller Menschen gewesen, es gebe aber kaum Zeugen, die den Vorfall beobachtet hätten.

"Gewisse Größen" der Eisenbahnstraße mauerten oder sagten nicht die Wahrheit, so die Anwältin. Auch sei das Blut des Opfers innerhalb weniger Minuten von der Straße gewaschen worden. "Hier sollte offensichtlich etwas vertuscht werden", sagte von der Behrens. Dabei gehe es um die Deckung von Personen.

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Die Verhandlung wird am 13. Mai fortgesetzt - dann will sich laut Verteidigung auch der Angeklagte äußern. Insgesamt sind bis Ende August 19 Termine angesetzt.

Titelfoto: EHL Media/Erik-Holm Langhof

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