Gewalt, Demütigungen, Angst: Leipzigerin soll Töchter brutal misshandelt haben

Leipzig - Die Vorwürfe sind gravierend, die Schilderungen schwer zu ertragen: Eine Mutter von zwei Töchtern muss sich wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen vor dem Amtsgericht Leipzig verantworten.

Manuela H. (52, r.) mit ihrer Verteidigerin beim ersten Verhandlungsversuch im Sommer 2023. (Archivbild)
Manuela H. (52, r.) mit ihrer Verteidigerin beim ersten Verhandlungsversuch im Sommer 2023. (Archivbild)  © Andre Kempner

Auf der Anklagebank saß am Mittwoch eine zierliche Frau, Cappy tief ins Gesicht gezogen, den Blick abgewandt. Ihr gegenüber saß ihre jüngere Tochter (19) - als Nebenklägerin.

Laut Anklage soll Manuela H. (52) ihren zwei Töchtern immer wieder Gewalt angetan haben. So sollen die beiden Mädchen unter anderem geschlagen und gewürgt worden sein.

Auch soll die Leipzigerin ihre Töchter nackt oder nur leicht bekleidet bis zu zwei Stunden lang ins Treppenhaus ausgesperrt haben. Beschimpfungen wie "Schlampe" oder "Miststück" werden der 52-Jährigen ebenfalls vorgeworfen. Zudem soll es im Haushalt an Ordnung und Hygiene gemangelt haben.

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Die Folgen: Den Angaben der Staatsanwaltschaft nach wurde bei den Mädchen eine Störung des Sozialverhaltens diagnostiziert. Demnach haben beide einen stationären Aufenthalt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie hinter sich.

Die Angeklagte wollte sich nicht zu den Vorwürfen äußern.

Tochter (24): "An meinem 15. Geburtstag hat meine Mutter nicht mit mir geredet"

Am Amtsgericht Leipzig wurde am Mittwoch wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen verhandelt. (Archivbild)
Am Amtsgericht Leipzig wurde am Mittwoch wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen verhandelt. (Archivbild)  © Christian Grube

Stattdessen sagte ihre ältere Tochter (24) aus - trotz Verweigerungsrecht. Die Schilderungen der 24-Jährigen sind erschreckend, sie berichtete von Gewalt, Demütigungen und Angst. "Das Verhältnis zu unserer Mutter war schon immer von Konflikten geprägt", sagte sie."Lange Zeit habe ich das als normal empfunden." Anders habe sie es einfach nicht gekannt.

"Wir wurden oft bestraft", erinnerte sich die junge Frau. Nicht nur körperlich, sondern auch psychisch, wie aus ihrer Zeugenaussage hervorging. So habe die Mutter - die sie nur bei ihrem Vornamen Manuela nannte - die Kinder auch mit Verachtung gestraft: "An meinem 15. Geburtstag hat meine Mutter nicht mit mir geredet."

Regelmäßig habe die Alleinerziehende mit dem Jugendamt gedroht. Sie hätten mehrmals mit gepackten Sachen zum Kinder- und Jugenddienst laufen müssen. "Wir haben auf dem gesamten Weg geweint, gebettelt, dass wir nicht abgegeben werden", erzählte die Tochter. Die Angst vorm Heim sei groß gewesen.

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Bereits mit 13 Jahren sei sie das erste Mal ausgezogen. Heute habe die 24-Jährige keinen Kontakt zu ihrer Mutter mehr.

Die Hauptverhandlung wurde ausgesetzt - zur Angeklagten soll nun ein psychiatrisches Gutachten erstellt werden.

Titelfoto: Andre Kempner

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