"Letzte Generation" in Leipzig vor Gericht: "Wir sind der Feueralarm"

Leipzig - Tränen sind am Donnerstag im Amtsgericht Leipzig geflossen. Während draußen demonstriert und auch wieder blockiert wurde, mussten sich drinnen fünf Mitglieder der Klimagruppe "Letzte Generation" nach einer Klebe-Aktion wegen Nötigung verantworten. Die drei Frauen und zwei Männer gaben teils lange und emotionale Erklärungen ab.

Die Angeklagten mit ihren Verteidigern am Donnerstag vor dem Amtsgericht Leipzig.
Die Angeklagten mit ihren Verteidigern am Donnerstag vor dem Amtsgericht Leipzig.  © Silvio Bürger

Laut Staatsanwaltschaft sollen die Angeklagten im Alter zwischen 22 und 31 Jahren am 13. Juni vergangenen Jahres den Georgiring auf Höhe der Jungen Oper mit einem "Stoppt den fossilen Wahnsinn"-Banner beidseitig blockiert haben - darunter Kevin H. (31) und Pia O. (27) mit je einer am Boden festgeklebten Hand.

Die Anklage wirft dem Quintett vor, den morgendlichen Berufsverkehr zum Erliegen gebracht zu haben. Dadurch sollen mehrere Autofahrer zu spät zur Arbeit gekommen sein. Nach etwa zwei Stunden habe die Straße wieder komplett freigegeben werden können.

Die Aktivisten räumten die Vorwürfe im Wesentlichen ein. Die Angeklagte Elena T. (23) verwies auf die Klimakrise und erklärte: "Wir sind der Feueralarm!" Der sei zwar nervig, doch bewege er Menschen dazu, alles stehen und liegen zu lassen und zu gucken, ob es tatsächlich brennt.

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Die Mitangeklagte Pia O. ergänzte: "Protest, der nicht stört, hat sein Ziel verfehlt."

Unterbundener Applaus aus dem Publikum

Mitglieder der "Letzten Generation" hatten am 13. Juni 2022 den Leipziger Innenstadtrung blockiert.
Mitglieder der "Letzten Generation" hatten am 13. Juni 2022 den Leipziger Innenstadtrung blockiert.  © Silvio Bürger

Aufkommender Applaus aus dem Zuschauerraum wurde von Richterin Jankowski unterbunden - das gehöre nicht in einen Gerichtssaal.

Zeuge und Rechtsanwalt Florian E. (38) habe an dem Junimorgen seine Tochter zur Kita bringen wollen - doch dann in zweiter Reihe Richtung Hauptbahnhof festgesteckt und eine halbe Stunde eingebüßt: "Ich kann das verstehen, die Frage ist, ob das so richtig ist."

Eine weitere Autofahrerin (36) antworte auf die Frage, wie sie sich während der Blockade gefühlt habe mit "neutral". Obwohl sie etwa eine Stunde zu spät zur Arbeit gekommen sei, habe die Tierärztin "keinen extremen Nachteil" dadurch erfahren.

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Auch ein in dem Stau stehender Instandhaltungsmechaniker (55) sagte auf Nachteile angesprochen aus: "Es gab trotzdem Geld am Ende des Monats."

Das Urteil soll am kommenden Dienstag fallen.

Titelfoto: Silvio Bürger

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