Leipzig - Tumultartige Szenen haben sich am Freitag im Landgericht Leipzig abgespielt: Der wegen versuchten Totschlags Angeklagte Alexander K. (43) brüllte, schimpfte und wollte schließlich einfach den Verhandlungssaal verlassen - wiederkommen durfte der psychisch erkrankte Mann nach seinen beleidigenden Ausrastern dann nicht mehr.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 43-Jährigen vor, am 24. März gegen 15.30 Uhr im Eingang zum Stadion-Hauptgebäude Süd Am Sportforum auf Boxtrainer Torsten M. gewartet und ihn schließlich mit einer Lenkerstange aus Metall angegriffen zu haben.
Laut Anklage versuchte Alexander K. mindestens zehnmal, den Kopf seines Opfers zu treffen. Zwar habe Torsten M. die Attacken zunächst abwehren können, der zehnte Schlag soll ihn dann aber an der linken Kopfseite getroffen haben. Ein Zeuge habe den Angreifer dann letztlich überwältigen können.
Durch den Schlag gegen den Kopf habe Torsten M. Schmerzen und Verletzungen erlitten - unter anderem am linken Auge, wodurch das Sehvermögen erheblich auf nur noch 60 Prozent eingeschränkt sei.
Der Angeklagte soll zum Tatzeitpunkt unter einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis gelitten haben, er deshalb schuldunfähig gewesen sein.
Bei dem Prozess handelt es sich um ein Sicherungsverfahren, bei dem es für Angeklagte mit einer schweren psychischen Krankheit nicht um eine Strafe, sondern beispielsweise um die Unterbringungen in einer psychiatrischen Klinik zum Schutz der Allgemeinheit geht.
Angeklagter darf nicht in den Saal zurückkehren
"Es war kein versuchter Totschlag, es war eine normale Körperverletzung", erklärte Alexander K. selbst. Torsten M. sei schuld an jahrelangem Mobbing: "Die Tat lag seit 25 Jahren in der Luft", so Alexander K. "Da ist er selbst schuld dran, dass es zu der Körperverletzung kam."
Darüber hinaus sprach der Angeklagte immer wieder über Drogenexperimente, Adolf Hitler, Muhammad Ali und die Stasi.
Eine Polizistin (37) sagte als Zeugin aus, dass Alexander K. ebenfalls Mitglied des Boxvereins gewesen, dann aber ausgeschlossen worden sei. Auch mache er den Verein für den Tod eines Freundes verantwortlich.
Mitten im Prozess stand der mit Handschellen und Fußfesseln im Saal sitzende Angeklagte plötzlich auf, wollte aus dem Saal laufen, schrie und beleidigte das Gericht als "Dreckschweine". Zunächst stellten sich ihm Justizbeamte in den Weg, brachten ihn aber schließlich hinaus - und da blieb er auch.
Nach einer kurzen Beratung verkündete Richterin Antje Schiller den Beschluss: Da ein Sicherungsverfahren auch ohne Beschuldigten möglich sei, werde der Rest des Verhandlungstages ohne den Beschuldigten stattfinden.
Der Prozess wird fortgesetzt.