Prozess gegen Magdeburg-Attentäter: Zeugin bricht vor Gericht in Tränen aus

Magdeburg - Der achte Verhandlungstag im Prozess gegen den Todesfahrer vom Magdeburger Weihnachtsmarkt fand am Donnerstag statt. Die Taten vom Angeklagten Taleb A. rückten weiter in den Fokus.

Der Prozess um den Magdeburg-Attentäter Taleb A. (51) geht weiter.  © Jan Woitas/dpa

Zunächst sagte ein Sachverständiger zur Obduktion von drei Todesopfern aus. Demnach sind die Frauen an Herzversagen sowie Blutverlust gestorben.

Zwei unverletzte Augenzeugen sowie eine Geschädigte berichteten ihre Erlebnisse vom Anschlagsabend. Die Frau wurde sehr emotional und weinte im Zeugenstand.

TAG24 war vor Ort und berichtete live. In diesem Artikel könnt Ihr die Verhandlung komplett nachlesen.

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14.34 Uhr: Nachfrage an Zeugin wird unterbunden, Prozesstag beendet

"Weihnachten wurde mir genommen", schildert die 41-Jährige weiter. Seit dem Prozessbeginn schläft sie schlecht, seit sie weiß, wie der Täter aussieht.

"Mir ist die Freude genommen worden", heißt es, auch ihr Ehemann leidet psychisch.

Der Angeklagte Taleb A. will über seinen Verteidiger eine Nachfrage an die Zeugin stellen, dies wird allerdings unterbunden. Auch eine Erklärung des 51-Jährigen nach Entlassung der Zeugin unterbricht Richter Dirk Sternberg und beendet damit den achten Verhandlungstag.

Der Prozess wird am Dienstag, dem 2. Dezember fortgesetzt.

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Beim Prozess gegen Taleb A. sagt eine Frau aus, die beim Anschlag verletzt wurde.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

14.16 Uhr: Taleb A. hat Zeugin "Leichtigkeit, Unbeschwertheit" genommen

"Ich hatte Schmerzen ohne Ende, es tat alles weh", erinnert sich die 41-Jährige. Sie erlitt Hämatome im Gesicht sowie Prellungen.

Über Nacht wurde die Frau in der Notaufnahme betreut, "wenn ich heute drüber nachdenke, wäre ich lieber länger geblieben", erklärt sie. Bis heute ist die Zeugin in psychologischer Behandlung. Ihr Ehemann erlitt mehrere Prellungen und einen Oberschenkelriss.

"Der Abend hat einen verändert", beschreibt sie unter Tränen, "die Leichtigkeit, die Unbeschwertheit ist weg. Er hat es mir genommen."

14.13 Uhr: Verletzte erinnert sich kaum an den Anschlagsabend

Die 41-Jährige war nach ihrem Feierabend mit Bekannten auf dem Weihnachtsmarkt. Sie hielten sich an einem Essenstand auf, als der Todesfahrer sie erfasste.

Die Geschädigte kann sich nicht an die Details erinnern. "Kann mich nur erinnern, wie ich wieder aufgewacht bin", schildert sie. Sie sah ihren weinenden Ehemann, der rief "du lebst, du lebst!", erinnert sich die Zeugin. Auch ihr Mann war körperlich verletzt.

"Ich hab die Welt einfach nicht mehr verstanden", sagt sie. Sie wusste lange nicht, was geschehen war.

14.05 Uhr: Augenzeugin bricht in Tränen aus

Die dritte und letzte Zeugin des achten Prozesstages sagt jetzt aus. Sie ist 41 Jahre alt und hat ebenfalls den Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt persönlich erlebt.

Schon zu Beginn ihrer Aussage bricht die Zeugin sofort in Tränen aus.

13.56 Uhr: Zeuge schildert Folgen des Anschlags

Der 60-Jährige erklärt vor Gericht, dass seine Ehefrau nicht mehr in die Innenstadt fahren kann - aus Angst. Schon wenn das Paar mit dem Auto einige hundert Meter entfernt vorbeifährt "krallt sie sich regelrecht fest", schildert er.

Freunde des Zeugen, die den Vorfall miterlebten, sollen den ersten Prozesstag verfolgt haben. "Die haben einen richtigen Rückschlag bekommen. Es hat dann wieder alles angefangen zu brodeln im Kopf", so der Augenzeuge.

Der Mann habe an dem Abend beobachtet, dass Taleb A. in Schlangenlinien über den Weihnachtsmarkt gefahren ist. Er hat den Eindruck, dass der Angeklagte "so viele Menschen wie möglich" verletzen wollte.

13.42 Uhr: Augenzeuge wurde fast vom Todesfahrer erfasst

Der nächste Zeuge, ein 60 Jahre alter Mann, war am Anschlagsabend mit Freunden auf dem Weihnachtsmarkt. Er erinnert sich, dass gegen 19.15 Uhr das Todesauto nur einen halben Meter an ihm und seiner Gruppe vorbeigerast war.

Der Zeuge hat beobachtet, dass Stehtische durch die Gegend flogen und der Angeklagte "verschiedene Menschen mitgenommen hat und fast uns auch". Die Frau des 60-Jährigen wurde fast erfasst und habe "auch heute noch damit zu kämpfen", schildert er.

Der Zeuge und seine Bekannten leisteten dann umgehend Erste Hilfe. Er und seine Ehefrau halfen demnach einer alten Dame und brachten sie in das Versorgungszelt.

"Es war reine Panik in dem Moment", erklärt der Mann, "meine Frau kann nicht mal mehr in die Stadt rein fahren."

Die Nachfragen an die Augenzeugen werden am achten Prozesstag von der Verteidigung des Angeklagten gestellt.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

13.31 Uhr: Richter unterbindet Nachfrage von Taleb A.

Der Angeklagte fragt über seinen Verteidiger, ob der Zeuge wüsste, wie es zu dem Anschlag gekommen sei und dass, so Taleb A., "die Behörden" daran Schuld hatten.

Richter Sternberg unterbindet diese Frage und entlässt den 57 Jahre alten Augenzeugen.

13.16 Uhr: Zeuge eilte verletztem Kind zu Hilfe

Der Zeuge beschreibt vor Ort einen verletzten Jungen gesehen zu haben. Sein Bein war schwer verletzt, man habe sogar den Knochen gesehen.

Das Kind habe geschrien und den 57-Jährigen festgehalten. Der Mann konnte mit einem Schal das Bein notdürftig abbinden, bevor er weiterging, um einem alten Mann zu helfen, der Verletzungen am Arm erlitten hatte.

Nach seiner Ersthilfe habe er dann an die Rettungskräfte übergeben.

13.12 Uhr: Buden-Besitzer schildert Anschlagsabend

Der Prozess wird um kurz nach 13 Uhr fortgesetzt. Ein 57 Jahre alter Mann, der eine Bude auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt betreute, ist mit seinem Dolmetscher vor Ort.

Die Bude stand direkt neben der Fußgängerampel zum Allee-Center, wo der Angeklagte Taleb A. am 20. Dezember 2024 seine Todesfahrt begann. Der Zeuge beschreibt, wie er an dem Anschlagsabend großen Krach gehört hat. Er beobachtete eine Frau an seinem Stand, die von dem Todeswagen getroffen wurde und daraufhin gestürzt war. Der 57-Jährige verließ daraufhin seine Bude, um der Geschädigten zu helfen.

Er prüfte demnach ihren Puls und habe zunächst keinen gespürt, erklärt er mittels Dolmetscher. Der gelernte Arzt versuchte nach eigenen Aussagen mit allen Mitteln, der Verletzten zu helfen.

11.54 Uhr: Verhandlung pausiert

Nach der Klärung von Prozessfragen kündigt Richter Sternberg die Mittagspause an.

Der Prozess pausiert bis 13 Uhr.

Am achten Prozesstag werden neben einem Sachverständigen der Rechtsmedizin auch Opfer erwartet.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

11.45 Uhr: Prozess fortgesetzt, Taleb A.'s Nachfrage war zulässig

Nach der Pause verkündet Richter Sternberg, dass die Kammer nach einer Beanstandung von Rechtsanwalt von Rüden bestimmt hat, dass die Nachfrage von Taleb A. zum ersten Todesopfer zulässig war.

Der Angeklagte hat generell das Recht, Nachfragen zu Aussagen der Zeugen und Sachverständigen zu stellen. Taleb A. wird von Sternberg allerdings erneut ermahnt, Rücksicht auf die geladenen Opfer zu nehmen und gegebenenfalls Fragen von seinen Verteidigern stellen zu lassen.

Aber: "Man muss auch mal ertragen können", sagt Sternberg in die Runde, "das gilt auch für mich."

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