Prozess gegen Magdeburger Todesfahrer: Zeugin "musste ein halbes Jahr kämpfen, um Reha zu bekommen"

Magdeburg - Am Dienstag steht der neunte Verhandlungstag im Prozess gegen den Todesfahrer vom Magdeburger Weihnachtsmarkt an. Seine Tat steht weiterhin im Mittelpunkt.

Der Prozess um Magdeburg-Todesfahrer Taleb A. (51) wird fortgesetzt.
Der Prozess um Magdeburg-Todesfahrer Taleb A. (51) wird fortgesetzt.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Der 51-jährige Angeklagte Taleb A. steht wegen sechsfachem Mord und über 300-fachem versuchten Mord vor Gericht. Ihm droht Sicherheitsverwahrung.

Grundlegende Informationen zu dem Attentat und dem langwierigen Gerichtsverfahren findet Ihr im Artikel "Eigenes Gerichtsgebäude gebaut: Mega-Prozess gegen Magdeburger Amokfahrer startet".

TAG24 ist vor Ort und berichtet live.

10.19 Uhr: Geschädigte lernt, wieder auf Weihnachtsmärkte zu gehen

Zwischenzeitlich konnte die 38-Jährige ihre Arbeit wiederaufnehmen. Doch seit Prozessbeginn ist sie erneut krankgeschrieben. Die Verhandlung nimmt sie emotional schwer mit, erklärt sie.

Die Verletzte liebt eigentlich Weihnachtsmärkte - auf einen großen wie in Magdeburg traut sie sich aber nicht mehr. Sie und ihr Partner besuchten zuletzt einen kleinen Weihnachtsmarkt in ihrer Heimat.

"Wir wollen nicht, dass der Täter gewonnen hat", schildert die Geschädigte, "wir tasten uns langsam ran."

Im Prozess gegen den Todesfahrer Taleb A. (51) sagen zahlreiche Geschädigte aus.
Im Prozess gegen den Todesfahrer Taleb A. (51) sagen zahlreiche Geschädigte aus.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

10.06 Uhr: Zeugin "hat niemandem mehr vertraut"

Die Geschädigte schildert ihren langen Klinikaufenthalt und Heilungsprozess. Die 38-Jährige war viele Wochen bettlägerig, sodass ihr Freund sie zu Hause pflegen musste.

"Ich musste ein halbes Jahr kämpfen, um überhaupt eine Reha zu bekommen", beklagt die Geschädigte vor Gericht. Sie habe sich auch vor dem Pflegedienst ständig rechtfertigen müssen.

Sowohl Gehen als auch Autofahren musste die Geschädigte wieder erlernen. Ihr Bein schmerzt noch immer. Ihr Becken hat sich durch den Bruch so verschoben, dass sie nie auf natürlichem Weg ein Kind haben kann, erläutert die Frau.

Neben den körperlichen Schmerzen bleiben aber auch die seelischen. "Ich habe niemandem mehr vertraut", so die 38-Jährige, "ich meide Menschenmengen und versuche immer, dass mir der Rücken frei bleibt. Ich habe Angst vor bestimmten Menschentypen."

Bis heute ist die Zeugin in psychologischer Betreuung.

9.53 Uhr: Verletzte erinnert sich an Anschlagsabend

Als Erstes am Dienstag sagt eine 38-jährige Geschädigte aus. Sie war am 20. Dezember mit ihrem Freund auf der Durchreise und besuchte auf dem Weg nach Merseburg den Magdeburger Weihnachtsmarkt.

Die Frau schildert, wie sie sich beim Budenzauber etwas zu essen geholt und sich dann auf dem Weg zu einem Stehtisch gemacht hat - dabei wurde sie vom Todesauto erfasst. Ihr Partner zog sie zwischen einige Buden, um sie zu schützen.

"Ich hatte tierische Schmerzen. Ich wollte mein Bein aufstellen, aber das ging nicht", erinnert sich die Geschädigte. Ihr Oberschenkel, ihr Becken, ihr Sitz-, Scham- und Kreuzbein sowie ein Lendenwirbel war gebrochen. "Ich hab die ganze Zeit gedacht, es ist ein Traum."

Ein Ersthelfer rettete ihr das Leben. "Ich bin da sehr, sehr dankbar", erklärt die 38-Jährige.

9.42 Uhr: Richter ermahnt Zuschauer

Noch vor dem ersten Zeugen macht Richter Dirk Sternberg zwei Ankündigungen: Ein Angehöriger eines Geschädigten meldete in einer E-Mail ans Gericht, dass sich einige Zuschauer daneben benehmen würden.

Demnach würden einige Besucher laut reden, lachen oder sogar essen. Der Richter bittet darum, dies künftig zu unterlassen. "Wir sind keine Theaterveranstaltung, kein Kino", so Sternberg.

Die zweite Ermahnung gilt dem Angeklagten: Taleb A. soll, wie auch schon an den vorherigen Prozesstagen, seine Fragen über seine Verteidiger stellen lassen. Am Dienstag sind zahlreiche Geschädigte geladen, die durch eventuelle Nachfragen zusätzlich belastet werden können, so Sternberg.

9.24 Uhr: Neunter Prozesstag beginnt

Auch knapp einen Monat nach Prozessbeginn ist das Interesse am Anschlagsprozess weiterhin groß. Der Zuschauerraum ist bis auf wenige Plätze prall gefüllt.

Um kurz vor halb 10 wird der Angeklagte Taleb A. (51) in seine Sicherheitszelle geführt. Pressevertreter dürfen kurzzeitig Fotos vom Todesfahrer schießen, bevor der Verhandlungstag beginnt.

6.28 Uhr: Zahlreiche Geschädigte erwartet

Am neunten Verhandlungstag im Prozess gegen den Magdeburg-Attentäter Taleb A. werden insgesamt sieben Geschädigte erwartet. Auch will mittags die Angehörige einer Toten aussagen.

Am Donnerstag berichteten zwei Augenzeugen sowie eine Verletzte von den Geschehnissen des Anschlagsabends. Nach einer Einigung der Prozessparteien müssen die Opfer eigentlich nicht vor Gericht aussagen, sie tun dies freiwillig.

Der Prozess soll regulär um 9.30 Uhr beginnen.

Titelfoto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Mehr zum Thema Gerichtsprozesse Magdeburg: