Er hat Männern auf deren Wunsch die Hoden abgeschnitten: Elektriker muss hinter Gitter!

Markt Schwaben/München - Was sich in der Wohnung in Markt Schwaben abgespielt haben muss, klingt grauenvoll: Folter, Elektroschocks, "Nadelspiele" - Kastrationen. Ein 67 Jahre alter Elektriker ist am Dienstag vom Landgericht München II wegen schwerer und gefährlicher Körperverletzung zu einer Haftstrafe von achteinhalb Jahren verurteilt worden. Er hatte zugegeben, mehreren Männern auf deren Wunsch die Hoden abgeschnitten zu haben.

Der 67 Jahre alter Elektriker wurde im Landgericht München II zu einer langen Haft verurteilt.
Der 67 Jahre alter Elektriker wurde im Landgericht München II zu einer langen Haft verurteilt.  © Sven Hoppe/dpa

Er räumte vor Gericht ein, in Sadisten-Foren im Internet "Kastrationen" angeboten zu haben. Mehrere Männer zahlten ihm demnach Geld dafür, dass er sie folterte und die Hoden entfernte.

Es ging vor Gericht um acht Fälle. Einer der Männer starb nach dem Eingriff - woran, konnte allerdings auch das Gericht nicht mehr ergründen.

Erst einige Wochen nach seinem Tod wurde die Leiche des Mannes gefunden. Der Angeklagte hatte sie in einem großen Karton verstaut, in dem ursprünglich ein Kinderwagen verpackt gewesen war.

Ex-Freundin getötet, in Koffer gepackt und angezündet! Mann muss lange hinter Gitter
Gerichtsprozesse München Ex-Freundin getötet, in Koffer gepackt und angezündet! Mann muss lange hinter Gitter

Weil die Todesumstände nicht mehr geklärt werden konnten, war schon die Staatsanwaltschaft von ihrem ursprünglich erhobenen Vorwurf des Mordes durch Unterlassen abgerückt und hatte elf Jahre Haft gefordert, die Verteidigung höchstens sieben Jahre.

"Es bleibt bei kriminalistischen Möglichkeiten, aber nicht bei belastbaren Beweisanzeichen", begründete der Vorsitzende Richter Thomas Bott den Freispruch vom Mordvorwurf. "In dubio pro reo" - im Zweifel für den Angeklagten.

Elektroschockgeräte "für Genitalbereich" oder "Anus"

Das Gericht verurteilte den Mann zu achteinhalb Jahren Haft. (Symbolbild)
Das Gericht verurteilte den Mann zu achteinhalb Jahren Haft. (Symbolbild)  © Oliver Berg/dpa

Erst nach dem Leichenfund kam ans Tageslicht, womit der Deutsche mindestens in der Zeit zwischen Juli 2018 und März 2020 Geld verdiente. In seiner Wohnung wurden Elektroschockgeräte gefunden, auf denen "für Genitalbereich" oder "Anus" standen.

Er wolle gerne Eunuch werden, begründete einer der Kunden seinen Wunsch nach der Kastration. Er sei transsexuell und wolle als Frau weiterleben, so ein anderer. Ein dritter Mann wollte seine vermeintliche Pornosucht in den Griff bekommen.

Vier Männer waren nach den Operationen zeugungsunfähig. Dass sie sich jeweils an den Angeklagten wandten und ihm ihr Einverständnis für die schweren Eingriffe gaben, führte zwar dazu, dass das Gericht minderschwere Körperverletzungsfälle annahm - aber eben nicht dazu, dass der Angeklagte seine Hände in Unschuld waschen kann.

Prozess gegen Imam wegen Facebook-Posts startet am Amtsgericht München
Gerichtsprozesse München Prozess gegen Imam wegen Facebook-Posts startet am Amtsgericht München

Denn der Elektriker hatte sich als "Rettungsassistent mit Einsatzerfahrung" ausgegeben. "Die Einwilligung des Geschädigten ist täuschungsbedingt unwirksam", sagte Bott. "Strafschärfend" sei, "dass der Nicht-Fachmann auch das Skalpell geschwungen hat".

Dem Angeklagten bescheinigte das Gericht eine "multiple Störung der Sexualpräferenz", die allerdings nicht so ausgeprägt sei, dass deshalb mildernde Umstände angenommen werden könnten.

Der Angeklagte selbst hatte seine Taten mit Geldnot begründet. Darum habe er in Internetforen sadistische Sexualpraktiken angeboten. Sein Repertoire erweiterte der Elektromeister dann um Kastrationen - angeblich alles, um nach der Beerdigung seiner pflegebedürftigen Frau Schulden begleichen zu können. Die insgesamt 4150 Euro, die er mit den angeklagten Taten eingenommen hat, will das Gericht einziehen.

Titelfoto: Sven Hoppe/dpa

Mehr zum Thema Gerichtsprozesse München: