Ukrainerin in Flüchtlingsheim getötet: Prozess beginnt mit Lügen und Diskussionen

München - Mit der Ablehnung seiner Anwälte und offenkundigen Lügen hat am Dienstag vor dem Landgericht München II der Prozess gegen einen 29-Jährigen wegen Mordes begonnen. Der Jordanier soll in einer Flüchtlingsunterkunft in Garmisch-Partenkirchen eine 21 Jahre alte Mitbewohnerin aus der Ukraine mit einem Beil erschlagen haben - "aus gekränktem Stolz und als Bestrafung für ihre fortgesetzte Zurückweisung seiner Person", wie es der Staatsanwalt formulierte.

Der Angeklagte (l.) soll eine 21-Jährige aus Rache und gekränktem Stolz mit einem Beil erschlagen haben, weil sie seine sexuellen Avancen zurückwies. Neben dem Jordanier sitzt sein Dolmetscher.
Der Angeklagte (l.) soll eine 21-Jährige aus Rache und gekränktem Stolz mit einem Beil erschlagen haben, weil sie seine sexuellen Avancen zurückwies. Neben dem Jordanier sitzt sein Dolmetscher.  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Doch bevor es überhaupt zur Verlesung der Anklageschrift kam, ging es zunächst um die Verteidigung des Mannes - der 29-Jährige wollte sich partout selbst verteidigen. Seinen Pflicht- und seinen Wahlverteidiger lehnte er ohne nähere Begründung vehement ab.

Nachdem bei dem Tatvorwurf Mord ein Anwalt aber rechtlich zwingend ist, ordnete der Richter ihm die von ihm abgelehnten Anwälte letztlich als Pflichtverteidiger bei.

Bei der Befragung zu seiner Person kamen dann zahlreiche Widersprüche und offenkundige Lügen zu Tage.

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So revidierte der Angeklagte frühere Aussagen gegenüber dem psychiatrischen Gutachter, wonach seine Kindheit und Jugend in Jordanien von Konflikten in der Familie und der Schule geprägt gewesen sei.

Im Gegenzug beharrte er vor der großen Strafkammer auf regelmäßigem, intensivem Alkoholkonsum sowohl in der Ukraine, wo er vor Kriegsausbruch mehrere Jahre gelebt hatte, als auch in Deutschland - obwohl er einem Haargutachten zufolge in den Monaten vor der Tat wenig bis nichts getrunken hatte.

Mord im Flüchtlingsheim: Angeklagter verstrickt sich in Lügen

Noch bevor es im Gericht überhaupt um die Tat in einem bayerischen Flüchtlingsheim geht, verstrickt sich der Angeklagte schon in Lügen.
Noch bevor es im Gericht überhaupt um die Tat in einem bayerischen Flüchtlingsheim geht, verstrickt sich der Angeklagte schon in Lügen.  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Das brachte dem Angeklagten nicht unbedingt Sympathiepunkte ein. "Sie können mir viel erzählen, aber glauben muss ich Ihnen nicht alles", sagte der vorsitzende Richter zum 29-Jährigen.

Dieser möge sich gut überlegen, was er dem Gericht zum eigentlichen Tatvorwurf erzählen wolle. "Denn ich will nur die Wahrheit hören!"

Auch eine Zusammenarbeit mit den Anwälten riet der Richter ihm "im eigenen Interesse" dringend an.

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Der Jordanier wird beschuldigt, eine 21-jährige Ukrainerin im Oktober 2022 in einer Flüchtlingsunterkunft in Garmisch-Partenkirchen mit einem Handbeil tödlich verletzt zu haben, nachdem sie seine sexuellen Avancen und Nachstellungen mehrfach zurückgewiesen hatte.

Das Opfer starb nach mehreren Notoperationen Ende November im Krankenhaus. Für den Prozess sind insgesamt sieben Verhandlungstage angesetzt.

Titelfoto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

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