Uni enttäuscht von Urteil: Professor belästigt Studentinnen - und bekommt weniger Gehalt

Von Maurice Dirker

Lüneburg/Göttingen - Wegen langjährigen Belästigungen von Studentinnen und Mitarbeiterinnen bekommt ein Uni-Professor für fünf Jahre rund 2000 Euro weniger Gehalt. Die Universität Göttingen zeigt sich enttäuscht über das Urteil.

Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg verurteilte einen Uni-Professor, da er wiederholt Studentinnen belästigt hat.
Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg verurteilte einen Uni-Professor, da er wiederholt Studentinnen belästigt hat.  © Philipp Schulze/dpa

Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Lüneburg bestätigte ein entsprechendes Urteil des Verwaltungsgerichts Göttingen, das damit rechtskräftig ist. Die Universität wollte mit der Disziplinarklage gegen den Beamten eigentlich dessen Entlassung erreichen.

Ob der Professor, noch einmal an der Hochschule arbeiten wird, ist nicht bekannt. Die Universität kündigte an, das Urteil gemeinsam mit der betroffenen Fakultät umzusetzen. "Zu Details dieser Umsetzung werden wir keine Stellung nehmen", hieß es in einer Mitteilung.

Die Universität hatte dem Mann bereits vor dem Urteil des Verwaltungsgerichts Göttingen ein Hausverbot und ein Arbeitsverbot erteilt. Beides blieb auch nach dem Urteil in der ersten Instanz zunächst bestehen.

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Die Lüneburger Richter sehen es als erwiesen an, dass der Wissenschaftler mehrfach und über Jahre hinweg Studentinnen, Doktorandinnen und Mitarbeiterinnen grenzüberschreitend berührt und sich ihnen gegenüber anzüglich geäußert hatte, wie das OVG bereits am Freitag mitteilte.

Uni-Professor fasst Studentinnen an: Er wurde mehrfach ermahnt!

Die Uni Göttingen zeigt sich enttäuscht über das Urteil.
Die Uni Göttingen zeigt sich enttäuscht über das Urteil.  © Stefan Rampfel/dpa

Die Frauen standen demnach in einem besonderen Abhängigkeitsverhältnis. Der Universitätsprofessor habe seine Stellung ausgenutzt, um seine Macht zu demonstrieren und die betroffenen weiblichen Nachwuchskräfte in ihrer Würde zu verletzen, heißt es in dem Urteil.

Die Universität Göttingen teilte mit, sie nehme das Urteil respektvoll aber mit Enttäuschung zur Kenntnis. "Wir sehen uns dennoch in unserem konsequenten Vorgehen gegen sexualisierte Belästigung und Gewalt bestätigt", hieß es in einer Mitteilung weiter.

Eine sogenannte Pflichtenmahnung durch die damalige Präsidentin der Universität in den Jahren 2012 und 2013 habe keine Verhaltensänderung bewirkt. Mildernd berücksichtigte das OVG, dass das circa acht Jahre dauernde Disziplinarverfahren eine Belastung für den Professor bedeutet habe.

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Das Urteil des Verwaltungsgerichts Göttingen war im Oktober 2023 gefallen. Damals war der beklagte Wissenschaftler 60 Jahre alt. Gegen die Entscheidung hatten sowohl der Professor als auch die Universität Rechtsmittel eingelegt. Die Hochschule hatte auch ein Hausverbot gegen ihn ausgesprochen und ihm verboten, seine Dienstgeschäfte zu führen.

Titelfoto: Philipp Schulze/dpa

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