Tiktok-Prediger "Abdelhamid" gesteht Spendenbetrug: Fast eine halbe Million Euro unterschlagen

Von Martin Höke

Düsseldorf - Der islamistische Tiktok-Star "Abdelhamid" (34) hat vor dem Düsseldorfer Landgericht gestanden, Spendenbetrug in großem Stil begangen zu haben.

Während des Prozesses verbarg der angeklagte Influencer sein Gesicht.
Während des Prozesses verbarg der angeklagte Influencer sein Gesicht.  © Federico Gambarini/dpa

"Mein Mandant ist umfänglich geständig", sagte der Verteidiger des Düsseldorfer Predigers am Montag. Er sei allein verantwortlich, Gruppenabsprachen habe es nicht gegeben. Damit widersprach er dem Anklagevorwurf der Bildung einer kriminellen Bande.

Laut Anklage hatte der 34-Jährige in 37 Fällen zwischen 2021 und Mitte Oktober 2024 fast eine halbe Million Euro Spenden eingeworben, aber nur einen kleinen Bruchteil für humanitäre Zwecke weitergeleitet.

Auch seine mitangeklagte Lebensgefährtin räumte die Vorwürfe ein: "Sie wusste, dass er Sozialleistungen bezieht und Spenden sammelt und die zum größten Teil für private Zwecke ausgibt", erklärte ihr Verteidiger.

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Sie habe zudem für ihn Konten eröffnet und sie ihm zur Verfügung gestellt.

Im Gegenzug für Geständnisse hatte das Gericht dem 34-jährigen Prediger im Vorfeld drei Jahre Haft und der Lebensgefährtin eine Bewährungsstrafe in Aussicht gestellt.

Influencer soll sich für Spenden für Palästina einen BMW gekauft haben

Der Prozess um den 34-Jährigen wird am Donnerstag vor dem Düsseldorfer Landgericht fortgesetzt.
Der Prozess um den 34-Jährigen wird am Donnerstag vor dem Düsseldorfer Landgericht fortgesetzt.  © Martin Gerten/dpa

Der 34-Jährige gilt als der neue Top-Influencer der islamistischen Szene. Als Prediger erreichte "Abdelhamid" bei Tiktok und Instagram Hunderttausende Follower und zehn Millionen "Likes".

Das Weltbild, das er dort kumpelhaft und oft im Sporttrikot verbreitete, ist laut NRW-Verfassungsschutz extremistisch-salafistisch.

Seine Verhaftung hatte aber einen anderen Grund: Mit 37 Spendenaufrufen soll er sich die eigenen Taschen gefüllt haben.

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Nach einem besonders erfolgreichen Spendenaufruf "für Palästina", der 78.000 Euro von mehr als 1000 Spendern einbrachte, soll sich der Angeklagte für 71.600 Euro einen BMW gekauft haben, hatte die Staatsanwältin berichtet.

Zeitgleich habe er Sozialleistungen vom Jobcenter bezogen. Wegen Sozialleistungsbetrugs wird gesondert gegen ihn ermittelt.

Titelfoto: Bildmontage: Martin Gerten/dpa, Federico Gambarini/dpa

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