Im Winter draußen abgelegtes Baby stirbt: "Hoffte, dass jemand das Kind finden würde"

Halle (Saale) - Es war der Tag nach Weihnachten im Jahr 2021, als in Halle ein totes Baby gefunden wurde. Die schwierige Suche nach der Mutter dauerte Monate. Nun hat am heutigen Montag der Prozess gegen Sandra K. (38) begonnen. Die Angeklagte muss sich wegen Totschlag vor dem Landgericht Halle verantworten - und legte ein Geständnis ab.

Sandra K. (38) muss sich seit Montag vor dem Landgericht Halle verantworten.
Sandra K. (38) muss sich seit Montag vor dem Landgericht Halle verantworten.  © Christian Grube

Laut Anklage soll Sandra K. nach einer verheimlichten Schwangerschaft am 21. Dezember 2021 alleine in ihrer Wohnung ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht haben.

Anschließend soll sie ihre Tochter in ein T-Shirt gewickelt, draußen an einem Wertstoffhof abgelegt und die Plazenta in einen Mülleimer geworfen haben.

Eine Spaziergängerin entdeckte das tote Baby dann am 27. Dezember - sechs Tage später.

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Der Vorwurf: Totschlag, begangen im Zustand verminderter Schuldfähigkeit - Sandra K. sei intelligenzgemindert. Sie habe "getötet, ohne Mörder zu sein", sagte die Staatsanwaltschaft.

Die Angeklagte habe "starke Angst vor der Verhandlung" gehabt, wie sie ihren Verteidiger in einer Erklärung vorlesen ließ: Sie räumte ein, das Baby geboren und abgelegt zu haben. Auch die winterliche Außentemperatur sei ihr bewusst gewesen, aber: "Sie hoffte, dass jemand das Kind finden und retten würde", so der Rechtsanwalt weiter.

Die Gegend an dem Wertstoffhof ist jedoch nicht sehr belebt.

Ein Jahr später steht die Polizei vor der Tür

Der Vorwurf gegen die Hallenserin: Totschlag, begangen im Zustand verminderter Schuldfähigkeit.
Der Vorwurf gegen die Hallenserin: Totschlag, begangen im Zustand verminderter Schuldfähigkeit.  © Christian Grube

Die Ermittler fanden die Mutter schließlich mithilfe von Spuren, einer neuen DNA-Analyse-Methode und Zeugenhinweisen.

Am ersten Prozesstag erinnerte sich eine Kommissarin, wie sie am 12. Dezember 2022 vor der Haustür der Angeklagten stand. Schon an diesem Tag habe Sandra K. gesagt, "dass es ihr sehr leid tut, und sie das nicht noch mal machen würde", so die Zeugin.

Der Leiter der Ermittlungsgruppe "Engel" sagte ebenfalls aus, schilderte unter anderem schwer zu ertragende Details zur Verfassung der Leiche.

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Die Angeklagte hielt den Kopf die meiste Zeit gesenkt, wischte sich immer wieder mit einem weißen Taschentuch über die Augen.

Der Prozess wird am morgigen Dienstag fortgesetzt. Im Fall einer Verurteilung droht Sandra K. eine Freiheitsstrafe von mindestens fünf Jahren.

Titelfoto: Christian Grube

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