Schüsse auf Freund der Ehefrau: So lange muss der Schütze jetzt in den Knast

Kiel - Nach Schüssen auf den neuen Freund seiner damaligen Ehefrau muss ein 45-jähriger Mann vier Jahre und neun Monate in Haft.

Die Richter sprachen den Angeklagten am Dienstag wegen gefährlicher Körperverletzung sowie Entziehung Minderjähriger in Tateinheit mit Freiheitsberaubung schuldig. (Symbolbild)
Die Richter sprachen den Angeklagten am Dienstag wegen gefährlicher Körperverletzung sowie Entziehung Minderjähriger in Tateinheit mit Freiheitsberaubung schuldig. (Symbolbild)  © Frank Molter/dpa

Die Richter sahen es als erwiesen an, dass der Mann am 29. August 2022 bewaffnet zur Wohnung seiner damaligen Frau in Kiel fuhr, dort dem neuen Freund nachts im Hausflur auflauerte und mehrfach auf ihn schoss.

Der 23-Jährige erlitt einen Handdurchschuss, Schüsse ins Bein und die Hüfte. Die Beinarterie wurde dabei nur knapp verfehlt. Der Mann leidet noch heute an den Folgen.

Die Richter sprachen den Angeklagten am Dienstag wegen gefährlicher Körperverletzung sowie Entziehung Minderjähriger in Tateinheit mit Freiheitsberaubung schuldig. Der angeklagte Vorwurf des versuchten Totschlags und der Geiselnahme habe sich nicht als zutreffend herausgestellt, sagte der Vorsitzende Richter Sven Heitmann in der mündlichen Urteilsbegründung.

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Der 45-Jährige habe zwar bei der Tat fünfmal mit einer scharfen Waffe auf den neuen Bekannten der Frau geschossen. Doch er sei dann geflüchtet, obwohl er nach Auffassung der Kammer genügend Munition bei sich hatte, um weiter schießen zu können. Somit gingen die Richter zugunsten des aus dem Kosovo stammenden Angeklagten von einem strafbefreienden Rücktritt vom versuchten Totschlag aus.

Denn der Angeklagte habe nicht geglaubt, dass er den neuen Freund seiner Ex-Frau so verletzt hätte, dass der Mann hätte sterben können. Denn der habe noch ein Regal hinter ihm hergeworfen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Kammer blieb weit unter Forderung des Staatsanwalts

Die Kammer blieb mit dem Schuldspruch weit unter der Forderung des Staatsanwalts, der wegen versuchten Totschlags, gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung eine Gesamtfreiheitsstrafe von sieben Jahren und sechs Monaten gefordert hatte. Sie folgte weitgehend der Verteidigung, die wegen gefährlicher Körperverletzung dreieinhalb Jahre Haft beantragte. Die Anklagebehörde will Revision prüfen, sagte der Staatsanwalt.

Der Rechtsanwalt des Nebenklägers hatte für den in Untersuchungshaft sitzenden Angeklagten acht Jahre Haft gefordert. Die Anwältin der inzwischen rechtskräftig vom Angeklagten geschiedenen Frau und Nebenklägerin stellte keinen konkreten Antrag.

Die Verteidigung hatte auf gefährliche Körperverletzung plädiert. Ihrer Argumentation folgte die Kammer im Wesentlichen.

Titelfoto: Frank Molter/dpa

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