Mord-Prozess: Frau vor den Augen der zehnjährigen Tochter getötet?

Von Sandra Trauner

Darmstadt - Eine Zeugin brach in Tränen aus: Ein Mord-Prozess vor dem Landgericht Darmstadt begann am Freitag emotional. Der Angeklagte Wahid H. (37) soll laut Anklage seine Ex-Frau vor den Augen der zehnjährigen Tochter erstochen haben.

Der Angeklagte Wahid H. (37) beteuerte vor Gericht seine Unschuld: Er soll seine Ex-Frau (†34) ermordet haben.  © Sandra Trauner/dpa

Der Angeklagte stammt aus Afghanistan. Zusammen mit seiner Frau und drei Kindern floh die Familie 2021 nach Deutschland.

Wahid H., so Staatsanwalt Sebastian Zwiebel, habe seiner Frau einen Schleier vorgeschrieben, ihr ein Studium verboten und sie regelmäßig misshandelt. Er habe ihre Emanzipation nicht ertragen können.

"Aus von Besitzdenken getriebener Wut" und "mit unbedingtem Vernichtungswillen" habe er sie ermordet.

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Die 34 Jahre alte Frau starb am 4. Dezember 2024 in ihrer Wohnung in Bensheim.

Der 37 Jahre alte Angeklagte lebte in Schifferstadt im Rhein-Pfalz-Kreis. Das Paar war ein halbes Jahr zuvor geschieden worden, über das Sorgerecht wurde noch gestritten. Eine zehnjährige Tochter und ein neunjähriger Sohn lebten bei der Mutter. Das jüngste Kind durfte nach einer Reise in den Iran nicht nach Deutschland zurückkehren.

Gleich am ersten Prozesstag sagten rund ein Dutzend Zeugen aus, die in der Tatnacht vor Ort oder in der Nähe waren: Nachbarn, Sanitäter, Seelsorger und Familienhelfer. Sie schilderten übereinstimmend, was sie am Tatort erlebt haben und was die Tochter ihnen berichtete.

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Familienhelferin bricht bei Aussage in Tränen aus

Für den Prozess vor dem Landgericht Darmstadt sind bislang vier weitere Termine geplant.  © Christoph Schmidt/dpa

Demnach tauchte Wahid H. nachts vor dem Haus auf und begehrte lautstark Einlass, der ihm schließlich gewährt wurde. Es kam zu einem Streit.

Die Tochter schilderte den Zeugen, der Vater habe mit einem "kleinen roten Messer" in der Küche der Mutter den Hals aufgeschlitzt. Die Tochter berichtete den Zeugen, ihr Vater habe versucht, der toten Mutter "den Kopf abzureißen", was er auch vorher angedroht habe.

Eine Familienhelferin, die Mutter und Kinder seit ihrem Umzug nach Hessen betreut hatte, brach bei ihrem Bericht in Tränen aus.

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Das Mädchen habe immer wieder gefragt, wo der Kopf der Mutter sei. Später habe sie ein Bild gemalt, von einem Engel mit einem blutigen Hals.

Angeklagter beteuert seine Unschuld

Wahid H. wurde wenige Stunden nach der Tat in der Nähe des Tatorts festgenommen.

Der Angeklagte nannte die Anklage, die ihm übersetzt wurde, "nicht zutreffend". Er sei unschuldig. Seine Frau habe eine Affäre mit seinem Bruder gehabt. Seine Frau habe zu ihm zurückkommen wollen.

Nach dem Prozess-Auftakt am Freitag sind bisher vier weitere Termine vorgesehen.

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