Festnahme! Teenager soll Jugendliche zu Selbstverletzung genötigt haben

Von Marco Krefting und Karolin Wiltgrupp

Karlsruhe/Ludwigsburg - Ein 16-Jähriger soll Jugendliche über Online-Spiele dazu genötigt haben, sich selbst zu verletzten.

Der Jugendliche wurde durch das Cybercrime-Zentrum Baden-Württemberg aufgespürt.  © Uli Deck/dpa

Der Teenager soll einer Splittergruppe des kriminellen Online-Netzwerkes 764 angehören, wie das Cybercrime-Zentrum Baden-Württemberg in Karlsruhe, das Polizeipräsidium Ludwigsburg und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg mitteilten.

Die Gruppierung habe es insbesondere auf Kinder und Jugendliche abgesehen.

Der 16-Jährige wurde den Angaben nach bereits Anfang Oktober festgenommen. Er sei in Untersuchungshaft gekommen.

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Die Behörden werfen ihm laut Mitteilung mitgliedschaftliche Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung sowie gefährliche Körperverletzung vor.

Der Verdächtige soll in mindestens elf Fällen Kontakt zu potenziellen Opfern gesucht haben. In fünf Fällen hätten sich diese selbst verletzt.

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Netzwerk 764 gehörte auch "White Tiger" an

Zum Netzwerk 764 soll auch der im Juni in Hamburg festgenommene Mann gehört haben, der als "White Tiger" bekannt wurde.

Der Deutsch-Iraner soll Kopf einer Gruppe sein, die zahlreiche Kinder im Internet sexuell missbraucht und gequält haben soll. Unter anderem habe er über das Internet einen 13-jährigen US-Amerikaner in den Suizid getrieben.

Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat den 21-Jährigen unter anderem wegen Mordes angeklagt.

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So perfide gehen die Täter vor

Die Täter versuchen eine Beziehung zu ihren Opfern herzustellen und sie anschließend zu extremen Handlungen zu zwingen. (Symbolbild)  © Nicolas Armer/dpa

Laut den Behörden würden die Mitglieder der Gruppierung insbesondere über Gaming-Plattformen sowie Online-Spielen nach potenziellen Opfern suchen. Ihr Augenmerk liege dabei vornehmlich auf Kindern und Heranwachsenden, da diese anfällig für Manipulationen seien.

Durch langsames Aufbauen einer scheinbaren Freundschaft oder romantischen Beziehung werde versucht, das Vertrauen der Opfer zu gewinnen. Anschließend sollen die Tatverdächtigen ihre Opfer zu immer extremeren Handlungen zwingen.

Dazu gehören das Ritzen von Symboliken der Gruppierung und des Nutzernamens des jeweiligen Mitglieds mit Messern oder Rasierklingen in die Haut. Zudem seien die Betroffenen dazu animiert worden, diese Symboliken oder Nutzernamen mit ihrem austretenden Blut an eine Wand zu schreiben (sogenannte Wall- oder Bloodsigns).

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"Die Opfer sollen zudem dazu genötigt werden, ihre Verletzungen und die Wallsigns zu filmen oder zu fotografieren und diese ihrem Peiniger zu übermitteln", heißt es in der Mitteilung.

Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg hat die Ermittlungen übernommen und will nun andere Gruppenmitglieder sowie mögliche weitere Opfer identifizieren.

Erstmeldung vom 4. November, um 10.54 Uhr. Aktualisiert um 11.24 Uhr

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