Massiver Polizei-Einsatz: Querdenker veranstalten "Fangspiel"
Kahl am Main - Erneut kam es in Unterfranken zu einem nicht angemeldeten sogenannten "Spaziergang" von Impfgegnern und Corona-Leugnern. Ein massiver Polizei-Einsatz am Dienstagabend war die Folge.

Laut Polizeipräsidium Unterfranken versammelten sich rund 250 Kritiker der Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie in Kahl am Main bei Aschaffenburg nahe der Grenze zu Hessen.
Zeitgleich fand in der Festhalle der Gemeinde eine Veranstaltung statt: Professor Rolf Marschalek von der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main hielt dort einen Vortrag mit dem Titel "SARS-CoV-2: Das Virus, seine Wirkung und Impfstoffe".
Zunächst hatte es geheißen, dass der Aufmarsch der Demonstranten aus der Szene der Impfgegner und Corona-Leugner mit diesem Vortrag in Zusammenhang stünde, die Polizei bestätigte dies jedoch nicht.
Die Querdenker zogen etwa von 18 Uhr an protestierend in Form eines sogenannten "Spaziergangs" durch Kahl am Main, wie auch auf einem Foto zu sehen ist.
Damit verstießen die Kritiker der Corona-Maßnahmen eindeutig gegen eine Allgemeinverfügung, die das Landratsamt Aschaffenburg am 10. Januar erlassen hatte und auf welche die Polizei in Unterfranken erst am Montag auf Twitter noch einmal hinwies.
Demnach sind unter anderem nicht angemeldete Versammlungen im Landkreis Aschaffenburg ausschließlich stationär abzuhalten.
Reichsbürger bei Corona-Demo in Kahl am Main mit dabei

Ein massives Aufgebot an Polizeikräften versuchte, den unerlaubten Protestmarsch der Querdenker zu verhindern.
Dabei lieferten sich die Demonstranten nach TAG24-Informationen offenbar ein "regelrechtes Fangspiel mit der Polizei". So sollen die Querdenker immer kurz vor dem Eintreffen der Beamten ihre Gruppe aufgelöst haben, um dann kurz darauf wieder zusammenzukommen und geschlossen zu marschieren.
"Die Stimmung der Versammlungsteilnehmer war von Beginn an unkooperativ und zum Teil aggressiv. Es wurden auch Hunde mitgeführt", berichtete ein Polizeisprecher.
Gegen 54 Personen seien Bußgeldverfahren eingeleitet worden. Einen 43 Jahre alten Mann aus Kahl am Main, der laut Polizei zu dem Aufmarsch aufgerufen hatte und diesen als Rädelsführer auch koordinierte, erwarte ein Strafverfahren. Zudem wurde der 43-Jährige am Dienstagabend in Absprache mit einem Richter vorübergehend in Gewahrsam genommen.
Gegen 21.30 Uhr am Dienstag war die Querdenker-Demo aufgelöst und der Polizeieinsatz wurde beendet. Zu gewaltsamen Ausschreitungen kam es offenbar nicht.
Wie weiter mitgeteilt wurde, befanden sich unter den Protestierenden in Kahl am Main auch Personen, die nach polizeilichen Erkenntnissen dem Reichsbürger-Milieu zuzuordnen seien (als "Reichsbürger" werden Personen bezeichnet, welche die Existenz der Bundesrepublik Deutschland als Staat leugnen, es gibt häufig Überschneidungen mit dem rechtsextremistischen Milieu).
Die Polizei in Unterfranken richtet sich daher mit einem eindeutigen Appell an die Kritiker der Corona-Maßnahmen: "Distanzieren Sie sich von Krawallmachern und Straftätern! Lassen Sie sich nicht von Rechtsextremisten oder Reichsbürgern vereinnahmen!"
Gewalt und verletzte Polizisten bei Querdenker-Protesten in Schweinfurt
Zuletzt war es im unterfränkischen Schweinfurt wiederholt zu großen Demonstrationen von Impfgegnern und Pandemie-Leugnern gekommen. Dabei gab es auch teils massive Ausschreitungen.
So biss eine Demonstrantin etwa einen Polizisten Anfang Januar ins Bein. Am zweiten Weihnachtsfeiertag wurden bei Querdenker-Protesten in Schweinfurt acht Polizisten teils mittelschwer verletzt.
In der Folge wurden mehrere Demonstranten noch Ende Dezember zu Haftstrafen verurteilt.
Aktualisierte Fassung: 19. Januar, 14.12 Uhr.
Titelfoto: 5vision.media