Polizeigewalt in Deutschland: Frankfurter Forscher beklagt Lücken bei der Erfassung

Frankfurt am Main - Der Frankfurter Polizeiforscher Tobias Singelnstein beklagt Lücken bei der Erfassung von Polizei-Gewalt in Deutschland.

Gepanzerte Polizisten vor einem Fußballspiel in Frankfurt: Polizeiforscher Singelnstein sieht eine "gewisse Normalisierung der Gewalt" innerhalb der Polizei.
Gepanzerte Polizisten vor einem Fußballspiel in Frankfurt: Polizeiforscher Singelnstein sieht eine "gewisse Normalisierung der Gewalt" innerhalb der Polizei.  © Boris Rössler/dpa

In anderen Ländern werde transparent statistisch erfasst, wie häufig und in welcher Form die Polizei Gewalt ausübe oder wie häufig Menschen im Kontext von Polizeieinsätzen zu Tode kamen, sagte Singelnstein der Deutschen Presse-Agentur. "So eine Datenbasis, so eine statistische Erfassung wäre schon mal ein erster wichtiger Schritt."

Der Jurist, der an der Frankfurter Goethe-Universität lehrt und forscht, hat das Thema Gewalt in seinem neuen Buch aufgegriffen.

Er beklagte zudem, dass in den Gesetzen nicht explizit stehe, welche "einfache körperliche Gewalt" Polizisten erlaubt sei.

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"Aktuell wird sehr intensiv über Schmerzgriffe diskutiert und man sieht, dass die verschiedenen Polizeien in den verschiedenen Ländern da unterschiedliche Linien haben", nannte der Wissenschaftler ein Beispiel. "Manche sagen: 'Wir wenden gar keine Schmerzgriffe an', andere haben das sehr stark in die Praxis übernommen."

Zwar hat die Polizei aufgrund ihrer Aufgaben ein Gewaltmonopol - doch auch die Beamten dürften Gewalt "nur ausnahmsweise einsetzen", sagte Singelnstein.

"Auf der anderen Seite sehen wir, dass es innerhalb der Polizei eine gewisse Normalisierung der Gewalt gibt, weil es für die Beamten zu ihrem beruflichen Alltag gehört."

Titelfoto: Boris Rössler/dpa

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