Wurde bei Ermittlungen im Fall Inga gepfuscht? Das sagt der Polizeichef zu den Vorwürfen

Stendal/Uchtspringe - Seit nunmehr acht Jahren wird im Fall der verschwundenen Inga (damals 5) ermittelt, doch neue Erkenntnisse bleiben aus. Nach Vorwürfen gegen die Ermittler meldet sich nun der Landespolizeichef zu Wort.

Landespolizeichef Mario Schwan äußerte sich zu den Vorwürfen, dass im Fall der vermissten Inga von den Ermittlern gepfuscht wurde.
Landespolizeichef Mario Schwan äußerte sich zu den Vorwürfen, dass im Fall der vermissten Inga von den Ermittlern gepfuscht wurde.  © Ronny Hartmann/dpa-Zentralbild/dpa

Am 2. Mai 2015 verschwand die Fünfjährige vom Wilhelmshof in Uchtspringe nahe Stendal. Die Ermittler gingen zahlreichen Spuren, Zeugenhinweisen und potenziellen Tätern nach, doch bis heute bleibt der Fall ungeklärt.

Zuletzt kamen Details ans Licht, dass den Ermittlern offenbar gravierende Fehler unterlaufen waren. Der Anwalt der betroffenen Familie ging sogar so weit und behauptete bei "Kripo Live", dass die Ermittler generell "nicht genug unternommen" hätten.

Doch Landespolizeichef Mario Schwan, der sich selbst ausführlich mit dem Fall Inga beschäftigt hatte, will diese Vorwürfe so nicht auf sich sitzen lassen. "Nach meinem Erkenntnisstand haben die Ermittler [...] seit 2015 sehr intensiv und umfangreich ermittelt", erklärte Schwan in der MDR-Sendung "Kripo Live".

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Ein solcher Fall würde die Polizei keineswegs kaltlassen, hieß es, Schwan habe großes Mitgefühl gegenüber den Angehörigen.

Fall Inga an andere Direktion übergeben - Schwan: "Hat nichts mit Misstrauen zu tun!"

Die damals fünfjährige Inga ist seit Mai 2015 verschwunden - was mit ihr passiert ist, ist bis heute ungeklärt. (Archivfoto)
Die damals fünfjährige Inga ist seit Mai 2015 verschwunden - was mit ihr passiert ist, ist bis heute ungeklärt. (Archivfoto)  © Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord

Dieses Mitgefühl, genauso wie die Sorge um das immer noch vermisste Mädchen, seien ein großer Ansporn, das Verbrechen aufklären zu wollen.

Nach den Patzer-Vorwürfen befasste sich dann sogar der Innenausschuss des Landtags Sachsen-Anhalt mit dem Cold Case. Unter Anwesenheit von Ingas Eltern beschlossen die Abgeordneten um Innenministerin Tamara Zieschang (52, CDU), dass die Ermittlungen in ungeklärten Kriminalfälle nun neu strukturiert werden müssen.

Landespolizeichef Schwan verkündete daher nun, dass Cold Cases um vermisste oder getötete Personen nun an andere Polizeidirektionen weitergereicht werden würden. "[...] Das hat überhaupt nichts mit Misstrauen in die Arbeit der Kollegen vor Ort zu tun", beschwichtigte Schwan.

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Es sei ein geübtes Verfahren, einen "unvoreingenommenen Blick" auf die Ermittlungen zu richten und somit hoffentlich neue Perspektiven zu erlangen.

Der Fall Inga wurde deshalb von der Kriminalpolizei Stendal an die Kripo in Halle überreicht. Die Ermittler erhoffen sich nun neue Erkenntnisse - und das schon bis Ende des Jahres 2023.

Titelfoto: Bildmontage: Ronny Hartmann/dpa-Zentralbild/dpa, Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord

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