Vermisste Rebecca Reusch aus Berlin: "Die Spur der Täter"

Berlin - Der Kriminalfall um die vermisste Rebecca Reusch aus Berlin-Neukölln bleibt rätselhaft. Seit dem 18. Februar 2019 fehlt von der Schülerin jede Spur. Wo ist Becci, wie sie von ihrer Familie liebevoll genannt wird? Die Ausgabe der MDR-Reihe "Die Spur der Täter" vom Mittwochabend zeichnet die letzten neun Monate aus der Sicht der Polizei und von Rebeccas verzweifelten Eltern nach. Eine Chronologie des Verschwindens.

Seit dem 18. Februar ist Rebecca verschwunden. (Bildmontage)
Seit dem 18. Februar ist Rebecca verschwunden. (Bildmontage)  © Screenshot/Instagram/viiiivaaa_, DPA

Mit Archivbildern, nachgespielten Szenen und Interview mit Betroffenen und Ermittlern erzählt die Sendung den spektakulärsten Fall der jüngeren deutschen Kriminalgeschichte, der monatelang die Schlagzeilen beherrschte.

Am Anfang, drei Tage nach Rebeccas Verschwinden, stand das Foto eines Mädchens, das als Jüngste von zwei Schwestern wohlbehütet in einer bodenständigen Handwerkerfamilie im beschaulichen Berlin-Rudow aufgewachsen ist. Ein Foto eines Mädchens mit Träumen und Zielen, das sich in das nationale Gedächtnis eingebrannt hat. Und dennoch: Becci bleibt verschwunden.

"Nicht zu wissen, was passiert ist, das ist das Schlimmste", kämpft Rebeccas Mutter Brigitte mit den Tränen. Ein Ausnahmezustand in Dauerschleife, der Familie Reusch auf eine Zerreißprobe stellt. Auch die Polizei steht weiter vor einem Rätsel.

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"Eine sehr soziale, lebenslustige, humorvolle, zwischendurch kleine Spinnerin, so ein ganz normaler Teenager, der aber auch sehr liebevoll zu uns allen ist", beschreibt Brigitte Reusch ihren Sonnenschein. Unvorstellbar für die Familie der Verdacht der Ermittler, Beccis Schwager Florian könne mit dem Verschwinden der Teenagerin etwas zu tun haben.

"Sie machen einen riesengroßen Fehler. Er ist acht Jahre in unserer Familie. Wir sind sehr eng. Er hat zu Anfang gleich bei uns gewohnt. Er ist wie ein Sohn. Er ist liebevoll, sehr ruhig wie mein Mann. Fleißig, sehr loyal, ein toller Papa und Ehemann", sagte Mutter Brigitte zur ersten Verhaftung des Schwagers. Am 4. März klickten erneut die Handschellen. Der Schwager schwieg.

Es wirft Fragen auf, warum Florian Reusch das Haus in Britz am 18. Februar 2019 gegen 10 Uhr morgens mit dem Familienauto verlassen hat – obwohl der Koch erst am Montagmorgen gegen 5.45 Uhr von einer verspäteten Weihnachtsfeier nach Hause gekommen ist.

Auch konnte er nicht sofort schlafen und war noch im Internet aktiv, wie Ermittler später herausfinden. Zu dem Zeitpunkt übernachtet Rebecca wie so häufig im selben Einfamilienhaus auf der Couch. Abends schauen die Schwestern noch Fernsehen, bevor sich Rebecca um 23 Uhr Schlafen legte. Was war so unaufschiebbar, dass der Schwager so früh das Haus verließ und Richtung Polen fuhr? Eine Fahrt, die sich am Folgetag wiederholen sollte. Ließ Florian im Gebiet Storkow Rebeccas Leiche verschwinden? Oder besuchte er dort Verwandtschaft?

Später ist von illegalen Geschäften die Rede, von Drogen. Familie Reusch glaubt ihm, hält zusammen und hüllt sich in Schweigen. "Mehr wollen wir dazu nicht sagen", gibt sich Vater Bernd bedeckt.

"Es bleibt einem schon im Halse stecken, ob jemand, der mit Drogen zu tun, ihn das dann lang- oder mittelfristig in der Familie zu einem sicheren Informanten über die letzten Stunden Rebeccas macht, da kann man so ein bisschen seine Zweifel haben", gibt Adolf Gallwitz, Profiler und Polizeipsychologe, zu Bedenken.

Wo ist Rebecca Reusch?

Ein junges Mädchen, das mit einer Gruppe Jugendlicher unterwegs ist, klebt in einem Park zwischen den U-Bahnhöfen Johannisthaler Chaussee und Britz-Süd Flugblätter an einen Laternenpfahl.
Ein junges Mädchen, das mit einer Gruppe Jugendlicher unterwegs ist, klebt in einem Park zwischen den U-Bahnhöfen Johannisthaler Chaussee und Britz-Süd Flugblätter an einen Laternenpfahl.  © Christoph Soeder/dpa

Die Frage, die sich Rebeccas Mutter stellt: Was ist an diesem Montagmorgen passiert, dass Rebecca nicht um 9.50 Uhr in der Schule und um 16 Uhr nicht wie verabredet wieder bei ihrer Mutter war?

Das Gedankenkarussell beginnt sich zu drehen: Wurde ihre Tochter verschleppt? Wollte sie zu einer geheimen Foto-Session? Ging sie zu einem Freund, von der die Familie nichts weiß? Immerhin sind es nur 700 Meter bis zur nächsten Bushaltestelle.

Gallwitz erklärt, dass es bei Jugendlichen eine Wartezeit von 24 Stunden gibt, bevor Maßnahmen ergriffen werden. Grund seien Rückkehrer, die nach wenigen Tagen wieder auftauchen.

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Den Eltern blieb nur das Warten und der Glaube, dass ihre sonst so zuverlässige Tochter nur einen Ausrutscher hatte. Es war eine zermürbende Zeit. "Ich konnte nicht denken, das Haus wurde belagert, alle sind gekommen, wollten natürlich nur Gutes", erinnert sich Mutter Brigitte.

Die Eltern fühlten sich von der Polizei im Stich gelassen. "Ich habe am Mittwoch dem uns Zugeteilten angerufen und da meinte er: 'Wissen sie, wie viel Arbeit ich auf dem Schreibtisch habe. Ich habe hier Berge. Ich kann ihren Fall gerade nicht bearbeiten. Ich habe Fälle, die wichtiger sind. Da müssen sie sich beim Polizeipräsidenten beschweren'", übt Brigitte Reusch Kritik an der Ermittlungsarbeit. Doch bald tat die Polizei alles, um den Sack zuzumachen und den Fall aufzuklären. Es folgten groß angelegte Intensiv-Suchen in Wäldern und Seen mit Hunderten Polizisten. Ohne Erfolg.

Es ist ein Fall, der bis heute mysteriös bleibt und weiter ungeklärt ist – trotz 2300 eingegangen Hinweisen. Rebecca wurde am 21. September sechzehn Jahre alt (TAG24 berichtete). Sie bleibt verschwunden. Die Ungewissheit bleibt. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Immer wieder durchkämmte die Polizei Seen und Wälder in Brandenburg.
Immer wieder durchkämmte die Polizei Seen und Wälder in Brandenburg.  © Britta Pedersen/ZB/dpa

Titelfoto: Screenshot/Instagram/viiiivaaa_, DPA

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