Automobilland Sachsen? Deshalb steht die Branche "vor großen Herausforderungen"

Leipzig - Der Automobilbau in Sachsen hat eine lange Tradition. Heutzutage wird nach Angaben des sächsischen Verkehrsministeriums jedes achte in Deutschland gebaute Auto im Freistaat produziert. Mit sechs Fahrzeug-, Motoren- und Batteriewerken von Volkswagen, BMW, Mercedes-Benz und Porsche gehört Sachsen zu den Top-Fünf der deutschen Automobil-Standorten.

Porsche will an seinem sächsischen Standort festhalten - Leipzig sei inzwischen die zweite Heimat.
Porsche will an seinem sächsischen Standort festhalten - Leipzig sei inzwischen die zweite Heimat.  © Jan Woitas/dpa

Zudem waren 2023 von den 560.000 in Sachsen hergestellten Fahrzeugen 45 Prozent elektrobetrieben. Um die Klimaziele im Verkehrssektor zu schaffen, gilt die Elektromobilität als wichtiger Baustein, weshalb Sachsen künftig zum Vorreiter klimafreundlicher Mobilität werden will.

"E-Mobilität wird auch im Freistaat als immanenter Bestandteil zur Erreichung der Klimaziele im Mobilitätsbereich gesehen, da mehr als 75 Prozent aller CO2-Emissionen von Pkw und Lkw mit fossilen Kraftstoffen verursacht werden", heißt es aus dem Ministerium. Bei der zunehmenden Verteuerung fossiler Energie zeige sich immer mehr, dass in vielen Fällen alternative Antriebe nicht nur die klimafreundlicheren, sondern auch die wirtschaftlicheren Varianten sind.

Um den Anforderungen des Pariser Klimaschutzabkommens und dem Ziel des Bundes-Klimaschutzgesetzes für 2030 gerecht zu werden, muss der Verkehr in Deutschland nach Darstellung des Umweltbundesamtes "seine Treibhausgasemissionen bereits in den kommenden Jahren schnell und drastisch mindern."

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Derzeit nimmt der Freistaat im Ladenetzranking des Verbands der Automobilindustrie (VDA) beim Verhältnis von Ladepunkten zu E-Autos eine Spitzenposition unter allen Bundesländern ein. Doch der Ausbau des Ladenetzes kommt bundesweit nur schleppend voran.

Um die Lücken zu schließen, soll im Auftrag des Bundes ein flächendeckendes Schnellladenetz – das sogenannte Deutschlandnetz – mit bundesweit mehr als 1000 Standorten mit rund 9000 Schnellladepunkten entstehen.

Nur 50 Prozent der Unternehmen wollen am sächsischen Standort investieren

Auch BMW will die Kapazitäten des Werks Leipzig wieder deutlich nach oben schrauben.
Auch BMW will die Kapazitäten des Werks Leipzig wieder deutlich nach oben schrauben.  © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie der Weiterentwicklung von Batterien mit steigenden Reichweiten soll vor allem in ländlichen Regionen die Akzeptanz der E-Mobilität steigen.

Dem Verkehrsclub ADAC zufolge ist die Ladeinfrastruktur für den aktuellen Bestand an Fahrzeugen "absolut ausreichend". "Es wird aber wichtig sein, dass sie mit dem Hochlauf der E-Mobilität mithält." Generell stehe die Automobilbranche - angesichts der gigantischen Transformationsprozesse der Mobilität, der Antriebswende sowie einer geringeren Nachfrage - vor großen Herausforderungen.

Die Aussichten werden dennoch als schwierig gesehen. Dies ist nach den Worten Vogels eher dem allgemeinen Wirtschaftsklima geschuldet. Nur 50 Prozent der Unternehmen wollten noch an ihrem sächsischen Standort investieren.

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Vogel geht davon aus, dass aufgrund hoher Kosten die Produktion von Fahrzeugen und Komponenten in andere europäische Länder verlagert wird.

Leipzig inzwischen zweite Heimat für Porsche

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (50, SPD).
Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (50, SPD).  © Robert Michael/dpa

BMW und Porsche zumindest wollen an ihren sächsischen Standorten festhalten. Leipzig sei inzwischen die zweite Heimat für Porsche, teilte der Konzern auf Anfrage mit. Vergangenes Jahr investierte der Sportwagenhersteller rund 600 Millionen Euro in den Ausbau des Werks, um den neuen vollelektrischen Macan fertigen zu können.

Das Werk soll künftig auf maximale Flexibilität ausgelegt sein: Benzin-, Hybrid- und vollelektrische Fahrzeuge laufen in Leipzig über eine Fertigungslinie. Bis 2030 will Porsche mehr als 80 Prozent der Neufahrzeuge mit rein elektrischem Antrieb ausliefern.

Auch BMW will mit der Integration des neuen elektrischen Mini Countryman in die Fertigung und durch die E-Offensive die Kapazitäten des Werks Leipzig wieder deutlich nach oben schrauben. Aktuell sei die Montage im Leipziger Werk noch zweischichtig unterwegs - im Herbst soll dann eine Nachtschicht hinzukommen, damit rund um die Uhr produziert werden kann.

Die Flexibilität soll dabei helfen, kurzfristig auf Kundenwünsche zu reagieren und etwa den Anteil vollelektrischer Fahrzeuge zu erhöhen. BMW hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren rund 1,6 Milliarden Euro in den Leipziger Standort investiert.

Das sächsische Wirtschaftsministerium erwartet eine Steigerung der Produktionszahlen vollelektrischer Automobile an sächsischen Standorten von 253.000 Einheiten im Jahr 2023 auf 320.000 in diesem Jahr. "Damit liefert Sachsen aktuell und in Zukunft einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz", sagte Wirtschaftsminister Martin Dulig (50) jüngst.

Der SPD-Politiker ist zuversichtlich, dass innovative Automobile "Made in Saxony" auch künftig einen gewichtigen Beitrag zur klimafreundlichen Mobilität leisten werden.

Titelfoto: Jan Woitas/dpa

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