Einsatz in Leipzig eskaliert: 100 Menschen belegen Bahn nach Demo und greifen Polizisten an

Leipzig - Zerschlagene Scheiben, Pyrotechnik, Gewalt: In Leipzigs Innenstadt spielten sich nach einer Demonstration unter dem Motto "Stoppt den Völkermord an Palästinensern" brutale Szenen ab. Hintergrund war eine Personenkontrolle.

Etwa 100 Personen versammelten sich vor der Tram.  © Silvio Bürger

Nach der friedlich verlaufenen Veranstaltung mit etwa 120 Teilnehmern entdeckten die Beamten zwischen Neustadt-Neuschönefeld und Zentrum eine Gruppe in einer Straßenbahn der Linie 3.

Die Personen, welche unter dem Verdacht standen, während einer Demo am 1. Mai Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte geleistet zu haben, waren in Richtung Zentrum unterwegs.

"Im Bereich des Georgiringes/Wintergartenstraße hielten die Einsatzkräfte diese Bahn an", bestätigte Polizeisprecher Olaf Hoppe.

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Unbeteiligte wurden im Anschluss mittels Lautsprechern gebeten, auszusteigen. Etwa 50 Personen blieben in der Tram, hakten sich gegenseitig ein und hielten sich an den Haltestangen fest.

Zeitgleich wurden in den sozialen Medien Videos gepostet und Aufrufe gestartet, die dazu führten, dass sich eine Menschenmenge von ungefähr 100 Personen vor der Bahn versammelte.

Die Spontanversammlung wurde der Behörde kurz vor 19 Uhr angezeigt. Im Gegensatz zu der etwa 18.15 Uhr beendeten, propalästinensische Demonstration verlief diese Versammlung jedoch keineswegs friedlich.

"Teilnehmende dieses Protests versuchten immer wieder, in Richtung der Bahn zu gelangen", so Hoppe weiter.

Um die Massen abzuwehren, mussten die Einsatzkräfte körperliche Gewalt und mehrfach Pfefferspray einsetzen.

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Durch eingeschlagene Scheiben konnten mehrere Personen flüchten.  © Silvio Bürger

120 Polizisten bis in die frühen Morgenstunden im Einsatz

Rund 120 Beamten waren am Montag im Einsatz.  © LeipzigFireFighter

Gegen 21.45 Uhr eskalierte die Situation dann weiter, als es einigen Teilnehmern gelang, mehrere Scheiben der S3 einzuschlagen, wodurch Personen fliehen konnten.

"Zudem wurden mehrfach Gegenstände und Pyrotechnik in Richtung der Einsatzkräfte geworfen."

Kurz nach 23 Uhr bekam die Leipziger Bereitschaftspolizei dann Unterstützung aus Dresden. Auch wenn die Lage sich zu diesem Zeitpunkt bereits langsam beruhigte, sei es immer wieder zu Angriffen gekommen. Erst gegen 5 Uhr konnte der Einsatz beendet werden.

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Insgesamt zehn Personen mussten vor Ort medizinisch betreut werden. "Ein Großteil klagte über Augenreizungen aufgrund des Pfeffersprayeinsatzes", erklärte Hoppe. Zwei Frauen mussten in Krankenhäuser gebracht werden. Polizeibeamte wurden nicht verletzt.

In der Spitze waren rund 120 Polizisten im Einsatz und kontrollierten am Abend über 40 Personen.

Acht Scheiben der Straßenbahn sowie zwei Scheiben eines Polizeiwagens wurden beschädigt - wie hoch der Sachschaden ist, müsse noch ermittelt werden.

Die Ermittlungen wegen des Verdachts des schweren Landfriedensbruchs, des Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte sowie weiterer Straftaten wurden aufgenommen.

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