Immer mehr Kinder und Teenager als Täter: Leipzig bleibt Sachsens Kriminalitäts-Hochburg

Leipzig - Die Polizeidirektion Leipzig veröffentlichte am Mittwoch die Kriminalstatistik für das Jahr 2022. Daraus geht unter anderem ein Anstieg von Körperverletzungen und Sexualdelikten hervor.

Polizeipräsident René Demmler kommentierte die Kriminalstatistik des vergangenen Jahres mit einem gemischten Fazit.
Polizeipräsident René Demmler kommentierte die Kriminalstatistik des vergangenen Jahres mit einem gemischten Fazit.  © Alexander Bischoff

Zur Einordnung: Die Polizeidirektion ist nicht nur für das Stadtgebiet mit seinen rund 601.000 Einwohnerinnen und Einwohnern zuständig, sondern auch für die Landkreise Leipzig und Nordsachsen. Mit 178.000 Einsätzen und 137.000 eingehenden Notrufen hatte das Gesamtgebiet im sachsenweiten Vergleich nach wie vor die Nase vorn.

Mit 91.796 erfassten Straftaten bleibt die Stadt Leipzig mitsamt der angrenzenden Landkreise zudem Negativ-Spitzenreiter im Freistaat. Hierbei wurde im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg von 5,9 Prozent verzeichnet - was allerdings noch immer deutlich hinter dem Wert (98.688 Straftaten) aus dem Vor-Corona Jahr 2019 liegt.

Besonders hervorgehoben wird in der Statistik außerdem der Anstieg von "spezifischen polizeilichen Einsätzen" um ganze 47 Prozent, größtenteils ausgelöst durch die insgesamt 1780 Demonstrationen und Aufzüge in 2022.

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Es gibt aber auch positive Entwicklungen zu beobachten: So stieg die Aufklärungsquote der Polizei um 0,7 Prozent auf 52 Prozent. "Wir haben damit einen Höchststand, gemessen an den vergangenen zehn Jahren, erreicht", freut sich Polizeipräsident René Demmler und begründete diesen erfreulichen Trend vor allem mit der "guten und intelligenten Ermittlungsarbeit" und den damit verbundenen Auswertungen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 30.515 Tatverdächtige zu 47.718 aufgeklärten Fällen ermittelt.

Leipziger Kriminalstatistik 2022: Mehr Raubdelikte und Körperverletzungen, weniger Diebstähle

Vor allem die vielen Demonstrationen in Leipzig und dem Umland sorgten für vermehrte Einsätze der Polizeidirektion.
Vor allem die vielen Demonstrationen in Leipzig und dem Umland sorgten für vermehrte Einsätze der Polizeidirektion.  © Sebastian Willnow/dpa

Sogenannte Straftaten gegen die persönliche Freiheit, also Raub, Körperverletzung oder Bedrohung, waren 2022 in Leipzig im Aufschwung: So geht aus der Statistik beispielsweise hervor, dass jede zwölfte Straftat eine Körperverletzung war. Insgesamt wurden 6923 Fälle registriert, das sind knapp 1200 mehr als noch im Vorjahr.

Auch die Sexualdelikte, vor allem rund um Kinderpornografie, nahmen 2022 zu und stiegen auf 488 Fälle. Dieser Negativtrend könne laut Demmler aber vor allem mit der immer weiter voranschreitenden technischen Entwicklung und des besseren weltweiten Austausches der Ermittlungsbehörden erklärt werden: Es werden also einfach mehr Fälle bekannt als noch in den Vorjahren, weshalb auch in mehr Fällen ermittelt wird, die dann wiederum in die Statistik einfließen.

Während es 2022 insgesamt 35 mehr (angezeigte) Vergewaltigungen im Gebiet gab, ging auf der anderen Seite der sexuelle Missbrauch von Kindern um 15 Fälle zurück.

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Verglichen mit dem Vorjahr gab es 2022 zwar weniger Diebstahlskriminalität, vor allem aber die Stadt Leipzig bleibt in Sachsen weiterhin Negativ-Spitzenreiter - insbesondere aufgrund der vielen Eigentumsdelikte.

Zumindest Fahrradbesitzerinnen und -besitzer können aber zumindest ein wenig aufatmen: 2022 wurden rund 2000 Fahrräder weniger gestohlen als noch 2021.

Zusammensetzung der Täter bereitet der Polizei Sorgen

Im Juni 2022 starb ein 34-Jähriger infolge eines Raubüberfalls in der Hoyerstraße in Leipzig-Schleußig (im Foto). Zwei der vier Tatverdächtigen waren noch minderjährig.
Im Juni 2022 starb ein 34-Jähriger infolge eines Raubüberfalls in der Hoyerstraße in Leipzig-Schleußig (im Foto). Zwei der vier Tatverdächtigen waren noch minderjährig.  © Silvio Bürger

Wie der Bericht aufzeigt, handelte es sich bei insgesamt 9436 (2021: 7654) ermittelten Tatverdächtigen um Nicht-Deutsche. Der größte Anteil der begangenen Straftaten geht also auf das Konto von deutschen Bürgerinnen und Bürgern.

Als besonders auffallend wird vor allem die Zunahme der jungen Täterinnen und Täter bezeichnet: "24,9 Prozent mehr Kinder und 29,8 Prozent mehr jugendliche Tatverdächtige stimmen nachdenklich", heißt es. "Waren 2021 noch 1861 Jugendliche als Tatverdächtige registriert, sind es 2022 555 mehr."

René Demmler blickt mit gemischten Gefühlen auf die Ergebnisse der Statistik: "Auch wenn die Zahlen leicht angestiegen sind, bleiben sie unter denen der Jahre vor dem Pandemie-Geschehen zurück. [...] Gleichwohl steht die Polizeidirektion Leipzig vor der Herausforderung, in der Kriminalitätsbekämpfung nicht nachzulassen."

Die komplette Kriminalstatistik, aufgeschlüsselt in die einzelnen spezifischen Gebiete, ist >>>auf der Website der Polizei abrufbar.

Titelfoto: Montage Alexander Bischoff ; Sebastian Willnow/dpa

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