Energiepreis-Frust auf Montagsdemo in Leipzig: "Die sind im Warmen in ihrem Bundestag"

Leipzig - Vor allem die Sanktionen gegen Russland lassen die Energiepreise hierzulande in die Höhe schnellen und schüren bei den Bürgern Ängste vor den Wintermonaten. Viele wollten sich das nicht so einfach gefallen lassen, gingen am Montag in Leipzig auf die Straße und schlossen sich - wenn auch ungewollt - dem linken oder rechten Spektrum an.

Vor dem Gewandhaus versammelten sich am Montag die "Freien Sachsen".
Vor dem Gewandhaus versammelten sich am Montag die "Freien Sachsen".  © Jan Woitas/dpa

Vor dem Gewandhaus versammelte sich die rechte Kleinstpartei "Freie Sachsen", darunter ihr vom Verfassungsschutz beobachteter Chef Martin Kohlmann, der rechtsextreme "Volkslehrer" Nikolai Nerling sowie Jürgen Elsässer, Chefredakteur des rechtspopulistischen "Compact"-Magazins und auch bekannte Neonazis wie der Dortmunder Michael Brück.

Man sieht viele Plakate mit "schuldigen" Politikern, die für das aktuelle Energie-Desaster verantwortlich gemacht werden.

Dass sie auf der Seite der Rechten stehen, stört zwei Demo-Teilnehmerinnen nicht. "Heute geht's weder um rechts noch um links. Hier geht's um die Existenz von uns allen", sagt eine von ihnen einem "stern TV"-Reporter. "Ja, wir stehen jetzt hier. Und nachher stehen wir bestimmt auch mal da drüben."

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"Da drüben" hat sich Die Linke platziert, verschiedene Redner sprechen vor der Oper zu den Bürgern. Eine von ihnen spricht bei stern TV über ihre Ängste: "Dass ich als Mensch, der 47 Jahre in Vollzeit gearbeitet und Kinder großgezogen hat, meine Energierechnung nicht mehr bezahlen kann und dass ich genau so absteige wie die, die nie gearbeitet haben. Da möchte ich nicht landen."

Eine andere Frau, die den "Freien Sachsen" lauscht, macht sich ebenfalls Sorgen um ihre Zukunft: "Mit meiner Mini-Rente kann ich das alles nicht bezahlen. Ich hab keine Lust zu frieren im Winter und die sind im Warmen in ihrem Bundestag oder ihrem Luxushaus. Und wir mussten kämpfen, dass wir wenigstens noch die Energiepauschale kriegen."

Auf der Gegenseite lauschten Hunderte den Redebeiträgen der Linken vor der Oper.
Auf der Gegenseite lauschten Hunderte den Redebeiträgen der Linken vor der Oper.  © Jan Woitas/dpa

Montagsdemo "Heißer Herbst" in Leipzig: 15-Jähriger ruft zu Revolution auf

Der ehemalige Linken-Parteichef Gregor Gysi (74) appellierte, sich nicht auf Seite der Rechten zu stellen.
Der ehemalige Linken-Parteichef Gregor Gysi (74) appellierte, sich nicht auf Seite der Rechten zu stellen.  © Jan Woitas/dpa

Hüben wie drüben sind die Meinungen der Bürger in Sachen Ukraine ähnlich.

Ein Mann: "Wir unterstützen die Ukraine mit zig Milliarden, aber ich kenne genug Leute, die von früh bis Abend grübeln müssen, wie sie am besten über die Runden kommen. Aber hier in Deutschland wird nicht viel gemacht."

Der erst 15 Jahre alte Luca Strobel, der die "Freie Jugend" leitet, die den Freien Sachsen nahe steht, wird in seinem Redebeitrag besorgniserregend deutlich: "Wir sind das Volk und das muss uns wieder klarwerden. Bis zur Revolution werden wir hier auf der Straße stehen!"

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Vor der Oper spricht der ehemalige Linken-Parteichef Gregor Gysi (74) zu den Zuhörern und appellierte mit Blick auf die Freien Sachsen: "Nehmen Sie sich eine demokratische Partei, welche ist mir Wurscht. Hauptsache, Sie gehen dort weg, das wird höchste Zeit."

Später ergänzt er: "Das Problem ist, dass die Bevölkerung der Regierung nicht über den Weg traut, sie hat kein Vertrauen, sie strahlt auch keine Klarheit aus und sie ist überfordert."

Judith Rahner von der Amadeu Antonio Stiftung forderte derweil im "stern TV"-Studio: "Man muss aufpassen und die Leute weiter informieren, hinter wem sie sich stellen und hinter wem sie marschieren wollen.

Der Linken-Bundestagsabgeordnete Sören Pellmann (45, Mitte, schwarzes Shirt) will keinen Wochentag den "Nazis" überlassen.
Der Linken-Bundestagsabgeordnete Sören Pellmann (45, Mitte, schwarzes Shirt) will keinen Wochentag den "Nazis" überlassen.  © Jan Woitas/dpa

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Titelfoto: Bildmontage: Jan Woitas/dpa

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