Für die Verkehrs-Sicherheit: In Leipzig werden Autofahrer bald von Radlern "geblitzt"

Leipzig - "Big Brother" kommt jetzt auch mit dem Fahrrad daher. In einem Pilotprojekt in Leipzig sollen 200 Radler mit einer speziellen Dashcam ausgerüstet werden, die Autofahrer beim zu engen Überholen "blitzt". Wissenschaftlicher Hintergrund: Verkehrsexperten der TU Dresden wollen so die gefährlichen Engstellen in der Infrastruktur lokalisieren.

Sven Lißner von der TU Dresden sucht für die Studie noch 200 Leipziger Radfahrer.
Sven Lißner von der TU Dresden sucht für die Studie noch 200 Leipziger Radfahrer.  © TU Dresden

Es ist ein alltägliches Bild in sächsischen Großstädten: Autos und Laster überholen Radfahrer mit zu geringem Seitenabstand. Der muss nach der neusten StVO-Novelle innerorts nunmehr 1,50 Meter betragen.

Um die gefährlichen Engstellen in Leipzig zu identifizieren, starteten Verkehrsökologen der TU Dresden gemeinsam mit der Jenaer Firma Dashfactory das Projekt "Space2Ride".

Zunächst würden in einer Online-Umfrage 200 Radfahrer bevölkerungsrepräsentativ ausgewählt, erklärt TU-Projektkoordinator Sven Lißner (35).

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Diese werden dann von Dashfactory mit einer speziellen Rücklicht-Kamera ausgerüstet, die mit einem 180 Grad Weitwinkelobjektiv permanent den hinteren und seitlichen Verkehr filmt. Sensoren messen dabei im 90-Grad-Winkel zur Fahrbahn den Abstand zu anderen Fahrzeugen.

"Wird der gesetzlich vorgeschriebene Überholabstand unterschritten, wird eine 20-Sekunden-Sequenz gespeichert", erklärt Firmenchef Aaron Beck.

Erfasst und gespeichert würden dabei der tatsächliche Abstand, das Kfz-Kennzeichen und das Gesicht des Fahrers sowie GPS-Position, Datum und Uhrzeit. Laut Beck ist das alles datenschutzkonform.

Die Überwachungskamera ist in ein Rücklicht integriert, das unter dem Sattel befestigt wird. Sie erfasst den Verkehr mit einem 180-Grad-Weitwinkel.
Die Überwachungskamera ist in ein Rücklicht integriert, das unter dem Sattel befestigt wird. Sie erfasst den Verkehr mit einem 180-Grad-Weitwinkel.  © PR/Dashfactory

Projekt läuft bis Juni 2022

Die Daten werden dann von den TU-Wissenschaftlern in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung ausgewertet.

"Das Projekt soll dazu beitragen, kritische Infrastruktursituationen automatisiert sichtbar und damit den Radverkehr sicherer zu machen", sagt Verkehrsexperte Lißner. Es läuft bis Juni 2022 und wird vom Bund gefördert.

Titelfoto: Montage TU Dresden; PR/Dashfactory

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