Musik-Sensation in Leipzig: "Haben lange nach fehlendem Puzzlestück gesucht"

Von Guido Glaner, Daniel Josling

Leipzig - Selbst Johann Sebastian Bach (1685-1750), einer der am besten erforschten Komponisten der Musikgeschichte, kann noch Überraschungen bereithalten. Das bewies nun Peter Wollny, Direktor des Bach‑Archivs Leipzig, mit der Entdeckung von zwei bislang unbekannten Orgelwerken: der Ciacona in d‑Moll (BWV 1178) und der Ciacona in g‑Moll (BWV 1179).

320 Jahre nach seinem Tod wurden neue Werke entdeckt: Komponist Johann Sebastian Bach (1685-1750).
320 Jahre nach seinem Tod wurden neue Werke entdeckt: Komponist Johann Sebastian Bach (1685-1750).  © Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Die Spuren der Stücke führten Wollny zurück in die Königliche Bibliothek in Brüssel, wo die anonym überlieferten Handschriften jahrzehntelang unbeachtet geblieben waren.

"Lange habe ich nach dem fehlenden Puzzlestück für die Zuordnung der Kompositionen gesucht – jetzt offenbart sich das ganze Bild", so Wollny.

Erst die Identifizierung des Kopisten, eines Schülers Bachs, machte klar, dass es sich tatsächlich um Werke des Meisters handelt.

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Die Abschriften stammen vermutlich aus dem Jahr 1705, aus Bachs früher Weimarer Phase. Stilistisch sind sie eindeutig: "Stilistisch enthalten die Werke Merkmale, die man zu dieser Zeit in Bachs Werken findet, sonst aber bei keinem anderen Komponisten", betont Wollny.

Stücke wurden erstmals seit 300 Jahren live gespielt

Die Stücke zeigen bereits die kontrapunktische Meisterschaft und musikalische Experimentierfreude, die Bach später weltberühmt machte.

Erstmals seit mehr als 300 Jahren erklangen die zusammen rund 14 Minuten langen Ciaconas in den zurückliegenden Tagen in der Leipziger Thomaskirche - gespielt vom niederländischen Organisten Ton Koopman -, begleitet von einem Livestream für Musikfans weltweit.

Parallel wurden die Werke offiziell in das Bach-Werke-Verzeichnis (BWV) aufgenommen. Die Edition erscheint im Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel.

Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

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