Land-Leben! Wie eine Scheune zum preisgekrönten Wohnhaus wurde
Pegau - Steigende Mieten und eine diffuse Sehnsucht nach dem ursprünglichen Leben treiben viele Sachsen raus aus der Großstadt. Jens Naumann (48) und Ina Zwätz (43) verwirklichten ihren Traum vom Wohnen im Speckgürtel südlich von Leipzig. In das Wohnhaus des ehemaligen Vierseithofs wollten sie aber nicht ziehen.
Links liegt das Nachbarbundesland Sachsen-Anhalt quasi in Wurfweite, rechts ist es der Zwenkauer See. Dazwischen das Dörfchen Peißen.
Leipzig ist nicht nur auf der Karte nah. "Von der S-Bahn-Station sind es 20 Minuten bis zum Hauptbahnhof", sagt Ina Zwätz, "und eine Busverbindung gibt es auch."
Voriges Jahr ist die Landschaftsarchitektin mit ihrer Familie aus der Stadt hergezogen. Das Besondere: Das Wohnhaus des alten Vierseithofs steht leer, die vierköpfige Familie lebt in der ehemaligen Scheune.
"Die Wohnzimmerdecke ging mir gerade bis zur Schulter", scherzt Ina. Viel zu niedrig. "Wir haben nur kurz überlegt und uns dann für die Scheune entschieden", erinnert sich Partner Jens Naumann.
Ergebnis des selbstverständlich fälligen Umbaus sind 160 Quadratmeter Wohnfläche mit einem großzügigen Wohnraum mit offener Küche und oben liegenden Schlafräumen.
"Wir waren baff, dass wir aus über 100 Einreichungen ausgewählt wurden"
Die meisten Balken sind noch alt, auch Kubatur und Klinkerfassade wurden kaum verändert. "Uns war wichtig, so viel Altes zu erhalten wie möglich", sagt Jens.
Deshalb soll auch die alte Dreschmaschine aus dem jetzigen Eingangsbereich wieder in die Tenne, die dem Wohnbereich vorgelagert ist.
Ein solch behutsamer Umgang mit der Bausubstanz war der Jury des neu ausgelobten "Sächsischen Staatspreises Ländliches Bauen" eine Auszeichnung in der Kategorie Wohnen wert.
"Wir waren baff, dass wir aus über 100 Einreichungen ausgewählt wurden", staunt Ina ein paar Wochen nach der Preisverleihung noch immer.
Aber eigentlich ist das zweitrangig. Viel wichtiger ist das Urteil von Tammo (9) und Matteo (13). Beide sind gern aufs Land gezogen und glücklich. "Die Kinder sind eigentlich nur draußen", sagt Ina.
Titelfoto: Ralf Seegers