Leipziger Klinik-Direktor hat für Maskengegner kein Verständnis

Leipzig - "Ich bedauere es, dass die Landesregierung entgegen unserer Empfehlung Schulen und Kitas schließt, aber ich kann sie verstehen. Wir befinden uns gerade in einer Krisensituation", sagt Prof. Wieland Kiess, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Uniklinikum Leipzig. "In der Schulstudie des Freistaates hatten wir festgestellt, dass sich Kinder im Vergleich zu Erwachsenen seltener infizieren. Je jünger sie sind, desto seltener sind sie von einer Corona-Infektion betroffen."

"Masken werden von Kindern akzeptiert": Prof. Wieland Kiess, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Uniklinikum Leipzig.
"Masken werden von Kindern akzeptiert": Prof. Wieland Kiess, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Uniklinikum Leipzig.  © Thomas Türpe

Der Kinderarzt wundert sich, wenn er mit dem Rad zur Arbeit in die Klinik fährt, dass 30 bis 40 junge Leute im Pulk vor Kneipen stehen und sich zuprosten: "Statt Glühwein-Gelage sollten sich junge Erwachsenen jetzt zusammenreißen."

Auch über die Querdenker-Bewegung und Masken-Verweigerer ist der Kinderarzt empört: "Bei uns sterben Patienten auf der Corona-Station und ein paar Meter weiter ohne Masken wird demonstriert - unfassbar. Außerdem ist die Wirkung auf krebskranke und Kinder mit Mukoviszidose verheerend, die krankheitsbedingt eine Maske tragen müssen."

Dass Kinder ein Problem mit dem Maskentragen haben, sei falsch. "Schon meine eineinhalb- und dreijährige Enkelinnen fragen wie selbstverständlich nach der Maske", sagt Kiess. "Das Problem liegt bei den Eltern."

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Für seine LIFE Child Studie befragt Kiess seit elf Jahren 5000 gesunde Kinder und Jugendliche im Alter bis zu 18 Jahren. Ziel: Es werden Stärken und Schwächen analysiert, um frühzeitig psychische Befindlichkeiten und Verhaltensauffälligkeiten wie Depressionen zu erkennen.

Auch Leugner werden krank: Ein bekannter Mitorganisator der Querdenker-Demo am 7. November in Leipzig hat sich mit Corona infiziert, musste auf der Intensivstation künstlich beatmet werden.
Auch Leugner werden krank: Ein bekannter Mitorganisator der Querdenker-Demo am 7. November in Leipzig hat sich mit Corona infiziert, musste auf der Intensivstation künstlich beatmet werden.  © xcitepress

Weihnachten dieses Jahr nicht in Großfamilie

Prof. Kiess zufolge haben Kinder kein Problem damit, eine Maske zu tragen. "Schon meine eineinhalb- und dreijährigen Enkelinnen fragen wie selbstverständlich nach der Maske", so der Arzt.
Prof. Kiess zufolge haben Kinder kein Problem damit, eine Maske zu tragen. "Schon meine eineinhalb- und dreijährigen Enkelinnen fragen wie selbstverständlich nach der Maske", so der Arzt.  © imago images/Westend61

Ergebnis: "Am meisten belastet sind Kinder, deren Eltern psychisch auffällig oder krank sind und in bildungsfernen Milieus aufwachsen", sagt Kiess.

"Bei einer Angststörung der Mutter ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch ihr Kind krank wird. Wenn Eltern also glauben, die Maske schade ihrem Kind, finden auch ihre Kinder Masken schrecklich." Mädchen sind dabei noch empathischer als Jungen.

Auch mit seinen Ärztekollegen, die im Wartezimmer Plakate mit der Maske als "Symbol der Unterdrückung" aufhängen, geht Prof. Kiess hart ins Gericht: "Die Landesärztekammer müsste ihnen die Approbation entziehen."

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Die Landesärztekammer habe in Sachsen derzeit 40 bis 50 derartige Fälle auf dem Tisch - meist mutmaßliche Gefälligkeitsatteste gegen das Maskentragen und Nichteinhaltung der Maskenpflicht in Arztpraxen.

Und wie sieht bei Familie Kiess Weihnachten aus? "Wir treffen uns dieses Jahr isoliert und nicht in Großfamilie mit unseren drei Kindern und Enkeln." Doch ein Spaziergang mit der Tochter ist drin. "Aber mit Maske", ergänzt Kiess.

Titelfoto: xcitepress/Thomas Türpe/Montage

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