Bekommt die Leipziger Innenstadt ein Blätterdach? "Riesiger Sargdeckel über sich"

Leipzig - Flirrende Hitze und kein Schatten in Sicht: Im Leipziger Zentrum kann es im Sommer schon mal unangenehm heiß werden - denn schützende Bäume sucht man vielerorts vergeblich. Im Stadtrat ist nun diskutiert worden: Bekommt die Innenstadt ein Blätterdach?

Mit Blätterdach an grauen Tagen zu dunkel? Im Stadtrat wurde besonders über die Hainstraße diskutiert.  © Nico Zeißler

"In vielen Straßen können nur kleine Bäume gepflanzt werden, die kaum Schatten und Abkühlung spenden", erklärte Stadträtin Anja Feichtinger (SPD) zum Antrag ihrer Fraktion.

"Mit Kletterpflanzen bewachsene Netze sollen ein grünes Blätterdach schaffen, das an Gebäudemauern oder Stahlgerüsten befestigt werden kann."

Ein solches Dach aus Wildem Wein spare nicht nur Platz, sondern wachse im Vergleich zu Bäumen auch schneller und passe zum Hitzeaktionsplan und Maßnahmenpaket Klimaanpassung.

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Ralf Pannowitsch (60) von der BSW-Fraktion räumte ein: "Der Klimawandel stellt unsere Großstädte tatsächlich vor Herausforderungen", gab aber in Bezug auf die Innenstadt zu bedenken: "Nehmen wir zum Beispiel nur mal die Hainstraße: da gibt es eine Vielzahl denkmalgeschützter Fassaden, in die man nicht einfach Verankerungen für Edelstahlnetze einschrauben könnte." Stattdessen müsse "eine stehende Pfeiler- und Träger-Konstruktion" aufgebaut werden, die "das historische Erscheinungsbild" störe.

Zudem hinterfragte der BSW-Mann die Wahl der Pflanze. Wilder Wein spende mit "dichten schweren Laubmassen" zwar viel Schatten, doch: "an grauen Tagen würde darunter ein solches Dämmerlicht herrschen, das man beim Bummel durch die Hainstraße den Eindruck hätte, einen riesigen Sargdeckel über sich zu haben."

Ein weiterer Punkt des Politikers: "In dem Gewirr aus Blättern und Zweigen nisten sich auch gerne Sperlings-Kolonien ein, die ihre Grüße dann hinunter zu den Passanten schicken."

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Blätterdach im Stadtgebiet wird geprüft

Die Grimmaische Straße in der Leipziger Innenstadt - bald mit einem Blätterdach zum Schutz vor Hitze?  © Jan Woitas/dpa

Ursprünglich war in einer ersten Fassung des SPD-Antrags nur von der Innenstadt die Rede - nach dem Standpunkt der Verwaltung, die Prüfung wegen ungeeigneter Straßen auf das Stadtgebiet auszuweiten, beantragte die Fraktion in einer Neufassung: "Der Oberbürgermeister wird beauftragt bis zum 31.12.2025 zu prüfen, ob im Stadtgebiet ein Blätterdach aus Kletterpflanzen adäquat nach dem Beispiel aus Wien realisiert werden kann. Dabei soll das gesamte Stadtgebiet, inklusive der Innenstadt, geprüft werden."

Der Fokus für ein Modellvorhaben solle aber auf diese Orte gelegt werden:

  • Ritterpassage zwischen Brühl und Richard-Wagner-Straße
  • Petersstraße
  • Grimmaische Straße
  • Hainstraße
  • Nikolaistraße
  • Burgplatz
  • Brühl
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Diese Anpassung begrüßte auch der BSW-Stadtrat: "Lassen Sie uns tatsächlich an einem geeigneten Ort und am besten mit mehreren verschiedenen Kletterpflanzen so ein Pilotprojekt machen, wenn es funktioniert und etwas bringt, umso besser, dann können wir es auf andere Straßen ausdehnen, wenn auch bitte nicht gerade auf die Hainstraße."

Am Ende ging die Neufassung des SPD-Antrags bei der Abstimmung in der Ratsversammlung durch.

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